Wir erwarten Staatsanleihen und Investmentgrade-Anleihen neutral. High Yield bieten attraktive Renditechancen und sind eine interessante Beimischung. Für risikobereite Investoren empfehlen wir empfehlen ein diversifiziertes Engagement mit Fokus auf qualitativ hochwertige Emittenten und einer ausgewogenen Allokation zwischen Hart- und Lokalwährungstiteln.
Staatsanleihen
Der Staatsanleihenmarkt steht derzeit unter erheblichem Druck. Besonders in den USA sorgen steigende Haushaltsdefizite, die Aussicht auf expansive Fiskalpolitik und strukturelle Schuldenprobleme für zunehmende Unsicherheit. Laut einer UBS-Umfrage halten bereits rund 50 % der befragten Zentralbanken eine Restrukturierung der US-Staatsschulden für möglich – ein bislang undenkbares Szenario. Gleichzeitig bleiben Renditen auf einem erhöhten Niveau, wobei insbesondere die 10-jährigen US-Treasuries um 4,5 % pendeln. Die Märkte reagieren sensibel auf politische Signale: Fiskalpolitische Lockerungen und mögliche Zölle unter der neuen US-Regierung könnten die Inflation wieder anheizen und zu einem neuen Zinsanstieg führen. Kurzfristig bleibt eine defensive Positionierung ratsam. Kurzläufer wie US-T-Bills bieten attraktive Verzinsung bei geringer Duration. Mittelfristig jedoch könnten bei einer konjunkturellen Abkühlung und schwächerer Inflation Zinsrückgänge möglichwerden – was längeren Laufzeiten Potenzial verleiht. In Europa ist der Zinsdruck derzeit geringer, was vor allem Qualitätsanleihen aus Kernstaaten der Eurozone attraktiv macht. Insgesamt empfiehlt sich eine ausgewogene Duration mit Fokus auf Qualität und Flexibilität, um je nach makroökonomischer Entwicklung taktisch reagieren zu können.
Fazit: Wir sehen Staatsanleihen neutral.
Investment-Grade-Anleihen (IG)
Der Markt für Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Segment zeigt sich derzeit stabil, allerdings mit begrenztem Renditepotenzial. Die Spreads bewegen sich nahehistorischer Tiefstände, was auf eine bereits sehr ambitionierte Bewertung hindeutet. Dennoch profitieren diese Anleihen weiterhin von einem soliden makroökonomischen Umfeld, insbesondere durch die nachlassende Rezessionsangst in den USA und die Aussicht auf stabile oder sogar leicht sinkende Zinsen. Die Fundamentaldaten der Emittenten gelten als robust, und die Emissionstätigkeitbleibt hoch, was auf ein gesundes Finanzierungsumfeld hinweist.
Kurzläufer im Investment-Grade-Bereich bieten dabei eine attraktive Möglichkeit zur defensiven Positionierung mit geringer Duration. Gleichzeitig könnten mittelfristig auch längere Laufzeiten profitieren, falls es im weiteren Jahresverlauf zu einer geldpolitischen Wende kommt. Allerdings ist die Luft nach oben begrenzt: Die enge Spreaddifferenz zu Staatsanleihen spricht für eine selektive Titelauswahl, wobei Qualität und Bonität im Fokus stehen sollten. Insgesamt bleibt das Segment aus Stabilitätsgründen ein fester Baustein im Portfolio, erfordert jedoch erhöhte Disziplin bei der Titelselektion.
Fazit: Wir sehen IG-Anleihen neutral.
High Yield Anleihen (HY)
Der High-Yield-Markt zeigte sich im bisherigen Jahresverlauf überraschend dynamisch. Mit einer Indexrendite von rund 4 % übertrafen Hochzinsanleihen klassische Staatsanleihen deutlich. Diese Entwicklung wurde durch die robuste US-Konjunktur, rückläufige Ausfallraten und eine hohe Liquiditätsausstattung der Emittenten begünstigt. Dennoch bleibt das Segment stark abhängig vom makroökonomischen Umfeld: Erste Gewinnschwächen in Q1‑2025 und geopolitische Spannungen erhöhen das Risiko eines Stimmungsumschwungs.
Die aktuelle Bewertung erscheint aus relativer Sicht attraktiv, doch sind die Risikoprämieneng, was den Puffer bei einem möglichen Konjunkturabschwung begrenzt. Politische Faktoren wie US-Zölle oder die Fiskalpolitik könnten kurzfristig zu Volatilität führen. Daher ist eine selektive Allokation entscheidend: Unternehmen mit stabilen Cashflows und sektoraler Widerstandsfähigkeit sollten bevorzugt werden.
Kurzfristig bieten High-Yield-Anleihen eine interessante Beimischung, insbesondere in Kombination mit defensiven Investment-Grade-Titeln. Mittelfristig bleibt das Potenzial jedoch eng mit der weiteren Entwicklung der US-Konjunktur und Zinspolitik verknüpft. Eine vorsichtige Gewichtung innerhalb eines breitdiversifizierten Rentenportfolios ist daher angezeigt.
Fazit: HY-Anleihen bieten im Jahr 2025 weiterhin attraktive Renditechancen. Eine sorgfältige Titelauswahl, Diversifikation und aktives Management sind entscheidend, um in diesem Umfeld erfolgreich zu investieren. Darum sollte diese Anlageklasse durchaktiv gemangte Fonds dem Portfolio beigemischt werden, um die Risiken zu minimieren.
Emerging Markets Anleihen (EM)
Der EM-Anleihenmarkt präsentiert sich auch Mitte 2025 weiterhin strukturell attraktiv, getragen von erhöhter Anleihe‑Emissionen im ersten Halbjahr(über 190 Mrd. USD) trotz globaler Unsicherheiten. Der Aufwärtsdruck auf die Renditen in Lokal‑ und Hartwährung wird von Investorennachfrage und Diversifizierungstrends unterstützt, inklusive einer spürbaren De‑Dollariserung.
Hartwährungsanleihen (Hard Currency) profitieren von einem möglichen Zinskatalysator durch Fed-Senkungen und fallende US‑Renditen. Schweizer sowie US-Assetmanager sehen geringe Spread‑Verengungsrisiken, sodass HC‑Papiere zwar kaum kurzfristig aufholen, aber stabil bleiben dürften.
Lokalwährungsanleihen (Local Currency) gewinnen durch einen schwächeren Dollar‑Phase, stabile inländische Realzinsen sowie positive Wechselkursdynamik.
Zu den Risiken gehören geopolitische Spannungen wie drohende US-Zölle unter der neuen Trump‑Präsidentschaft und fragiles globales Wachstum – beides könnte kurzfristig für Volatilität sorgen Fazit: Wir raten zurzeit eher ab aktiv Positionen hier aufzubauen.
Fazit: Wir empfehlen ein diversifiziertes Engagement mit Fokus auf qualitativ hochwertige Emittenten und einer ausgewogenen Allokation zwischen Hart- und Lokalwährungstiteln.
Mimi Haas, Lic.rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: MarketMap, Bloomberg und DWS
Stand: 07.07.2025