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Das hausinterne CAIB – Chefinvest Aktienindex Barometer – bestätigt den positiven Grundton. Es zeigt für den kommenden Monat eine 55 % Wahrscheinlichkeit eines positiven Börsenresultats und auf Zwölfmonatssicht sogar ein Chancenplus von rund 60 %, dass die Märkte höher stehen werden. Die statistische Seite der Kapitalmärkte bestätigt damit, was die Fundamentaldaten bereits andeuten. Für Anleger bedeutet dies – ganz im Sinne schweizerischer Nüchternheit –, dass eine global diversifizierte und qualitativ hochwertige Aktienstrategie auch im kommenden Jahr die rationalste Positionierung darstellt. Europa verdient dabei nicht mehr die Rolle eines höflichen Nebendarstellers, sondern eine aktive Gewichtung im Portfolio. Die Datenlage spricht dafür. Oder, kurz: Keep calm – and allocate intelligently.
Die Weltwirtschaft zeigt zunehmend das, was Anleger als „ruhige Hand“ bezeichnen: Der globale Frühindikator der ZKB erreicht den höchsten Wert seit über einem Jahr – und zwar nicht dank eines einzelnen Landes, sondern durch verbesserte Daten aus nahezu allen Regionen. Citi bestätigt das Bild: Die globalen Datenüberraschungen steigen seit Monaten, zuletzt auf das höchste Niveau seit April 2024.
Während manche kommentieren, die Zentralbanken hätten „den Kampf gegen die Inflation gewonnen“, sieht die Realität nüchterner aus – aber mit positiven Tendenzen. Die ZKB dokumentiert, dass 2025 weltweit fünfmal mehr Zinssenkungen als -erhöhungen vorgenommen wurden. Die Deutsche Bank präzisiert dazu den entscheidenden Hintergrund: Die Eurozonen-Inflation liegt inzwischen bei 2,1 Prozent, die Arbeitslosenquote bei soliden 6,4 Prozent, während die Löhne um fast fünf Prozent steigen und somit eine stabile Binnennachfrage sichern. Die Fed, stets bemüht, nicht zu entspannt zu wirken, senkte im Oktober ihren Leitzins auf vier Prozent.
Auch wenn der vorübergehende US-Datenstopp kurzfristig für Nervosität sorgte, bestätigt Citi, dass die Märkte eher unterhalten als verunsichert waren. Die strukturelle Botschaft bleibt: Die Konjunktur stabilisiert sich, und die Geldpolitik hat beschlossen, diese Stabilisierung zumindest nicht mehr auszubremsen. Für Aktien ist das selten eine schlechte Nachricht.
Die Vereinigten Staaten bleiben das Rückgrat der globalen Aktienmärkte – nicht wegen exzentrischer Zentralbankrhetorik, sondern wegen solider unternehmerischer Realitäten. Die ZKB zeigt, dass die S&P-500-Gewinne im dritten Quartal nicht um die erwarteten acht, sondern um über dreizehn Prozent gestiegen sind. Die Deutsche Bank ergänzt, dass der S&P 500 im Oktober 2,3 Prozent zulegte und der NASDAQ knapp fünf Prozent. Citi beobachtet, dass Anleger trotz volatiler Zinsfantasien stärker auf reale Unternehmenszahlen reagieren als auf politische oder statistische Ablenkungsmanöver. Selbst die Kapazitätsauslastung bleibt stabil über 75 Prozent – keine Spur von Rezession, und ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft hartnäckiger ist als manche Prognosen.
Europa präsentiert sich plötzlich als Markt, über den man nicht mehr aus reiner Höflichkeit spricht. UBS hatte die Region früh als attraktiv eingestuft, aber mittlerweile erhält diese Einschätzung ungewöhnlich prominente Unterstützung. Die ZKB weist auf die deutlich gestiegenen Einkaufsmanagerindizes hin. Der Composite-PMI der Eurozone klettert seit Monaten und liegt inzwischen wieder über der Schwelle von 51 Punkten – was exakt dem Niveau entspricht, das in der Vergangenheit eng mit positiven Renditen europäischer Aktien korrelierte. Auch das Bewertungsargument lässt sich nicht mehr überhören: Die ZKB spricht von der attraktivsten Bewertung im Vergleich zu den grossen Wirtschaftsblöcken, bei gleichzeitig robusten Gewinnperspektiven.
Die Deutsche Bank bringt die makroökonomische Komponente ein: Mit 2,1 Prozent Inflation, 6,4 Prozent Arbeitslosigkeit und stabilen Staatsanleiherenditen erlebt Europa ein Umfeld, das selten gleichzeitig vorkommt – und das bereits in den Kursen sichtbar wird. Risikoprämien der Peripherie schrumpfen seit 2022 deutlich, was die Finanzierungskosten der Unternehmen spürbar erleichtert. Citi zeigt schliesslich, warum Europa vom globalen Umfeld besonders stark profitiert: Der Welthandel wächst trotz geopolitischem Lärm um mehr als drei Prozent, und europäische Industriekonzerne reagieren auf diese Dynamik traditionell mit einer Mischung aus operativer Hebelwirkung und – man verzeihe den Ausdruck – angenehm preisstabiler Nachfrage.
China bleibt ein Markt, der kurzfristig irritiert, langfristig aber strategisch überzeugt. Citi weist darauf hin, dass sich der MSCI China in den letzten zehn Jahren deutlich in Richtung technologieorientierter Geschäftsmodelle verschoben hat: Der Tech-Anteil ist von 13 auf 25 Prozent gestiegen. Die Gewinnrevisionen in IT, Communication Services und Financials verbessern sich seit Monaten – ein Frühindikator, den professionelle Investoren aufmerksam verfolgen. UBS sieht chinesische Technologiewerte weiterhin als "Most Attractive", und die Kapitalzuflüsse von fast 50 Milliarden US-Dollar in China-lastige Emerging-Market-Fonds unterstreichen, dass institutionelle Anleger die Region keineswegs abgeschrieben haben. In Asien insgesamt zeigen sich starke Trends: Die Deutsche Bank hält fest, dass der MSCI Asia ex Japan dieses Jahr über 30% in USD und 18% in CHF zugelegt hat – getrieben von Halbleiterindustrie, Automatisierung und der hohen regionalen Dynamik.
Der strukturelle Megatrend künstliche Intelligenz dominiert weiterhin die Kapitalströme. Die ZKB rechnet für 2025 allein bei Alphabet, Amazon, Meta und Microsoft mit Investitionen von über 300 Milliarden US-Dollar in KI-Infrastruktur – ein Ausmass, das früher einer gesamten Branche und nicht vier Unternehmen vorbehalten war. UBS geht davon aus, dass die weltweiten KI-Investitionen bis 2030 jährlich rund 1,3 Billionen Dollar erreichen werden – eine Zahl, die selbst abgeklärten Investoren Respekt abringt.
Citi beschreibt KI als "Produktivitätsmultiplikator", der nicht nur Tech-Sektoren trägt, sondern zunehmend industrielle und logistische Wertschöpfungsketten erfasst. Interessanterweise ist es gerade Europa – eigentlich nicht als Technologiezentrum bekannt –, das nun davon profitiert. Die industrielle Modernisierung, die laut Deutsche Bank zu steigender Kapazitätsauslastung und höherer Produktion führt, trifft auf genau jene KI-und Automatisierungslösungen, die Produktivitätsdefizite beheben und Wettbewerbsvorteile schaffen.
Die Energiewirtschaft bleibt angespannt, Rohstoffmärkte strukturell knapp, und Geopolitik sorgt für zusätzliche Nachfrage nach Versorgungssicherheit. All das stärkt zyklische Sektoren, die über Jahre im Schatten standen.
Source: MarketMap, Chefinvest, UBS, ZKB, Citi Wealth, Deutsche Bank
Stand:24.11.2025