Die Gewinne europäischer Unternehmen sollten nächstes Jahr wieder deutlich ansteigen und die Bewertung ist im langfristigen Durchschnitt. Für den europäischen Aktienmarkt erwarten wir einen leichten Anstieg.
Im 1. Quartal 2025 ist das saisonbereinigte Bruttoinlandprodukt (BIP) im Euroraum und in der Europäischen Union (EU) unerwartet stark um 0.6% gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legte es in der EU um 1.60% und im Euroraum 1.20% zu. Die bisher veröffentlichten Daten zum 2.Quartal 2025 lassen, nach den Vorzieheffekten im 1. Quartal (Handel mit den USA/Industrieproduktion/Exporte), auf eine Normalisierung schliessen. Wir gehen von einer Stagnation aus.
Die Europäische Kommission erwartet laut ihrer Frühjahrsprognose für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 1.10% in der EU und 0.90% im Euroraum. 2026 dürfte sich dann das Wachstum in der EU auf 1.50% und im Euroraum auf 1.40% beschleunigen.
Die Inflation ist derzeit beim mittelfristigen Zielwert des EZB-Rats von 2.00%. Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet, dass die Gesamtinflation im Euroraum bis 2026 auf 1.60% weiter sinkt, bevor sie 2027 wieder auf 2.00% steigt. Die Kerninflation, die die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise ausschliesst, wird für 2025 auf 2.30% geschätzt und soll in den Jahren 2026 und 2027 auf 1.90% sinken.
Der europäische Arbeitsmarkt ist robust, mit einer Rekordzahl von 1.7 Millionen neuen Arbeitsplätzen im Jahr 2024. Die Arbeitslosenquote sollte aufgrund weiteren 2 Millionen Arbeitsplätzen 2026 auf ein neues Allzeittief von 5.70% sinken.
BIP-Wachstum 2025 + 0.90% (E)
EU-Inflation 2025 + 2.00% (E)
Aktueller 3 Monats Euribor + 1.98%
Enge Zusammenarbeit in Europa
In Europa stehen kräftige fiskalische Ankurbelungsmassnehmen bevor und die EZB hat die Leitzinsen so weit zurückgeführt, dass monetär zumindest nicht mehr gebremst wird. Die europäischen Staaten sind zu einer immer engeren wirtschaftlichen und militärischen Zusammenarbeit gezwungen worden. EU-Darlehen in Höhe von EUR 150 Mia. werden zur Finanzierung vergeben und die EU-Finanzhaushaltsvorschriften sind geändert worden, um in den nächsten 4 Jahren zusätzliche Verteidigungsausgaben über EUR 650 Mia. zu ermöglichen. Deutschland erreicht mit einem Infrastrukturpaket von EUR 500 Mia. dazu eine Erhöhung von 1.00% deren BIP’s bis ins Jahr 2030. Die Erhöhung der Ausgaben und eine potentielle Neuausrichtung der europäischen Produktionsbasis werden das potentielle Wachstum ankurbeln. Negativ zu werten ist, dass durch die Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Europa die Haushaltsdefizite steigen und Sozialausgaben kräftig gekürzt werden müssten, falls nicht höhere Steuereinnahmen aus dem strukturell höheren Wirtschaftswachstum erzielt werden. Unklar ist derzeit noch, wie stark der Zollkonflikt mit den USA die Konjunktur belasten wird.
Daniel Beck, Mitglied der Geschäftsleitung der Chefinvest International AG
Quellen: Europäische Kommission, Statista, HCOB, S&P Global
Stand: 07.07.2025