Anlagekommentar
November 2023
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Schweiz

Private Konsumnachfrage stützt

Der private Konsum erweist sich als grosse Stütze für die Schweizer Konjunktur. Das Bevölkerungswachstum ist ungebremst und auch der hiesige Arbeitsmarkt ist robust. Per Ende Oktober meldeten die Behörden eine Arbeitslosenquote von 2.00%. Ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt, dass 2023 über 100'000 neue Stellen geschaffen wurden, was einem Wachstum von über 2.20% entspricht. Dies wird sich in den nächsten Quartalen auch auf den privaten Konsum auswirken. Der Industriesektor könnte hingegen die konjunkturellen Bremsspuren in der Eurozone, und da insbesondere in Deutschland, spüren. Die Inflation ist seit Monaten rückläufig und die Wahrscheinlichkeit einer letzten Zinsanhebung seitens der SNB im Dezember sinkt. Die Immobilienpreise bewegen sich seitwärts. Wohnimmobilien sind angesichts der starken Zuwanderung bei gleichzeitig tiefer Neubautätigkeit weiter sehr gefragt. Bei den Gewerbeimmobilien gibt es in peripheren Lagen ein Überangebot.

SECO Konjunkturprognose

BIP 2023:            1.30%(E)
BIP 2024:            1.20%(E)
Inflation 2023:    2.20%(E)
Inflation 2024:    1.90%(E)
SNB-Leitzins:      1.75%

Unser Fazit:

Die Prognosen des SECO sind für dieses Jahr mit einem Wachstum des BIP von 1.30% immer noch positiv. Für das kommende Jahr gehen die Ökonomen von einem Wachstum von 1.20% aus und einer leicht höheren Arbeitslosigkeit von 2.30%. Der Schweizer Aktienmarkt hat sich bis anhin enttäuschend entwickelt. Die defensive Branchenausrichtung, eine erwartete durchschnittliche Dividendenrendite von 3.50% sowie die historisch moderate Bewertung sollten den Aktien Aufwind geben. Wir erachten Schweizer Aktien als attraktiv.

Dino Marcesini, Partner

Quellen: SECO, ZKB, IMF
Stand 14.11.2023

Schweiz

Europäische Union

Schwache Konjunktur hält an – tiefere Inflation

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Eurozone ist im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal aufgrund eines schwachen Konsums und niedrigen Investitionen um 0.10% gesunken. Für die anhaltende konjunkturelle Schwäche der Eurozone ist auf Länderebene vorallem Deutschland verantwortlich. Der Welthandel mit Gütern befindet sich noch immer auf einem rückläufigen Trend und darunter leidet die grösste europäische Volkswirtschaft (Deutschland) besonders. Demgegenüber verzeichnen Frankreich und Spanien noch ein geringfügiges Wachstum, während Italiens BIP stagniert.

Die Konjunktur in der Eurozone profitiert bislang von der Stärke des Arbeitsmarktes. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum lag im September bei 6.50%, ein leichter Anstieg gegenüber 6.40% im August. In der Europäischen Union (EU)betrug die Arbeitslosenquote im September 6.00%, unverändert gegenüber August. Es gibt jedoch Anzeichen für eine leichte Abschwächung am Arbeitsmarkt. Er werden weniger Arbeitsplätze geschaffen, auch im Dienstleistungssektor, was im Einklang mit einem allmählichen Durchschlagen der konjunkturellen Abkühlung auf die Beschäftigung steht.

Die jährliche Inflationsrate im Euroraum fiel von 4.30% im September im Oktober deutlich auf 2.90%. Damit ist die Teuerung erstmals seit Juli 2021 wieder unter 3.00% gefallen. Dabei ließ der Preisdruck bei Lebensmitteln nur wenig nach und die Rezessionssorgen steigen. Auch die Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel ging zurück - von 4.50 auf 4.20%. Die Energiepreise sanken in den 20 Euro-Ländern gegenüber dem Vorjahresmonat um 11.10%.

Die Eurozone-Wirtschaft ist im Oktober wegen beschleunigtem Nachfragerückgang so stark wie zuletzt vor knapp drei Jahren geschrumpft. Der HCOB-Dienstleistungsindex für die Eurozone notierte mit 46.5 Punkten, nach 47.2 Punkten im September, den fünften Monat in Folge unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten. Der Hauptgrund war die beschleunigte Talfahrt im Servicesektor. Die Industrieproduktion ist genau so stark wie im September zurückgegangen. Damit ging es zum dritten Mal hintereinander in beiden Sektoren bergab.

BIP-Wachstum 2023          +0.7% (E)
EU Inflation 2023               +5.6% (E)
Aktueller 3 Monats Libor   +3.99%

Unser Fazit:

Für den Euroraum bleiben auch im vierten Quartal die Konjunkturaussichten verhalten. Der europäischen Wirtschaft fehlen derzeit die entscheidenden Wachstumsimpulse. Zusätzlich belasten die Spannungen im Nahen Osten die Weltwirtschaft. Es ist zu hoffen, dass der Krieg im Nahen Osten nicht noch weiter eskaliert. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist weiter zurückgegangen und die Abkühlung der Industrie übergreift auf andere Sektoren. Schwache aussenwirtschaftliche Impulse und das hohe Zinsumfeld belasten.

Der starke Rückgang der Inflation im Oktober auf 2.90% in der Eurozone ist ein gutes Zeichen. Er ist zu einem grossen Teil auf die hohe Volatilität der Energiepreise zurückzuführen. Eine rasche und durchgreifende Erholung des Konsums ist in diesem Jahr nicht zu erwarten. Die Umfrageindikatoren (Einkaufsmanagerindizes von S&P Global, Unternehmens- und Verbrauchervertrauen der EU-Kommission) deuten nicht auf eine baldige Erholung der Wirtschaft hin.

In Erwartung eines weiteren Rückgangs der hartnäckigen Inflation, einer Erholung der Realeinkommender privaten Haushalte und einer höheren Nachfrage nach Exporten des Euroraums sollte die Konjunktur in den nächsten Jahren jedoch anziehen. Der Konsum wird von einer Verbesserung der realen Einkommenssituation der Haushalte profitieren und zusätzlich sollte sich die globale Industrie nach der nunmehr fast 2-jährigenAbschwächphase im kommenden Jahr zumindest geringfügig erholen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat an ihrer Oktober-Sitzung den Zinserhöhungszyklus beendet und die drei Leitzinssätze nach zehn Zinserhöhungen in Folge unverändert belassen.

Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität bleiben unverändert bei 4.50 %, 4.75% bzw. 4.00% belassen. Die Zinsentscheidung war von den Märkten bereits weitgehend eingepreist. Die EZB bekräftigte ihren Standpunkt, dass sie die Inflation mittelfristig wieder auf ihr Ziel von 2.00% zurückführen dürfte, wenn sie die Zinssätze für einen ausreichend langen Zeitraum auf dem derzeitigen Niveau belässt. Die EZB muss sich jedoch mit einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld und einem langsamen Wirtschaftswachstum von nur 0.70% für dieses Jahr auseinandersetzen.

Positiv zu werten ist, dass für die Finanzmärkte der Ukraine-Krieg vorbei bzw. nicht mehr relevant ist. Basierend auf den Aussichten für die Europäische Wirtschaft behalten wir unsere optimistische Einschätzung für den Europäischen Aktienmarkt bei.

Daniel Beck, Mitglied der Geschäftsleitung

Quellen: Europäische Kommission, Statista, HCOB, S&P Global
Stand 13.11.2023

Europäische Union

United Kingdom

USA

Starkes Wirtschafts- und Produktivitätswachstum

Das Bruttoinlandprodukt der USA ist im dritten Quartal 2023 um starke 4.90% gewachsen. Sehr beeindruckend war auch die Produktivitätssteigerung von 4.70% in dieser Periode. Es könnte durchaus sein, dass sich der Einsatz der künstlichen Intelligenz in den Arbeitsabläufen bereits positiv auf die Effizienzsteigerungen auszuwirken beginnt.  

Der S&P Global US Composite PMI hat sich gegenüber September von 50.2 auf 50.7 Indexpunkte verbessert. Interessant ist, dass auch der Teilindex für das verarbeitende Gewerbe von 49.8 auf 50 zunahm, was positiv zu werten ist. 

Die Inflationsrate ist im Oktober deutlich auf 3.20% gesunken (September 3.70%). Die für die Fed wichtige Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) kam im Oktober  auf 4.00% zurück (September 4.10%).  

Der Arbeitsmarkt kühlt sich wie von der Zentralbank beabsichtigt langsam weiter ab. Lediglich 150'000 neue Stellen wurden im Oktober ausserhalb der Landwirtschaft geschaffen (erwartet waren 180'000). Damit ist die Zunahme deutlich unter den durchschnittlichen 258'000 neu geschaffenen Stellen der letzten 12 Monate. Die Arbeitslosigkeit stieg im Oktober dementsprechend auf 3.90% (September 3.80%). Mit 1.5 Stellenangebote pro Arbeitsuchenden, bleibt dies Verhältniszahl historisch gesehen aber noch hoch. Diese Kennzahl müsste wohl unter das Niveau von 2019 (1.2) fallen, um von einer Normalisierung sprechen zu können. Positiv ist, dass die freiwillige Kündigungsquote deutlich zu fallen beginnt, was bedeutet, dass den Arbeitnehmern andernorts tendenziell kein höherer Lohn mehr gezahlt wird.          

An seiner Sitzung vom 31. Oktober / 1. November 2023 hat die Fed abermals eine Pause eingelegt und das Zielband für die Fed Fund Rate bei 5.25 - 5.50% belassen. Die Bemerkung des Fed Vorsitzenden Jerome Powell von letzter Woche, dass er nicht sicher ist, ob das gegenwärtige Zinsniveau genug restriktiv sei, lässt aber die Hintertür für weitere Zinserhöhungen zumindest offen. Derweil geht aber der Markt mit einer 50.00% Wahrscheinlichkeit von einer Zinssenkung von 0.25 % bereits im Mai 2024 aus.  

Von den 92.00% im S&P 500 Index repräsentierten Gesellschaften, welche die 3 Quartals Zahlen bereits offengelegt haben, wiesen 81.00% höher als erwartete Gewinne und 61.00% höher als erwartete Umsätze aus. Das durchschnittliche Gewinnwachstum im 3. Quartal war bei diesen Unternehmen daher mit +4.10% viel höher als erwartet.

Basierend auf den Gewinnschätzungen für die nächsten 12 Monaten erreicht der S&P 500 Index weiterhin ein Kurs-/Gewinnverhältnis von 18.0. Der 5 Jahresschnitt liegt bei 18.7 und der 10 Jahresschnitt bei 17.5.    

BIP 2023 (IWF):           +2.10% (E)
Inflation 2023 (IWF):   +4.10% (E)
Fed Fund Rate:            +5.50%

Unser Fazit: 

Der Arbeitsmarkt kühlt sich weiter ab, ist aber immer noch robust. Die billionenschweren postpandemischen Fiskalpakete sorgen weiterhin für ein solides Wirtschaftswachstum. Das hohe Zinsniveau wird bremsend auf die Konjunktur wirken. Die Aktienmärkte werden aber durch weiter fallende Inflationsraten und steigende Unternehmensgewinne positiv beeinflusst.    

Dr. Patrick Huser, CEO

Quellen: Trading Economics, US Bureau of Labor Statistics, Statista, FuW, IWF World Economic Outlook Oktober2023, FactSet, FMOC
Stand 14.11.2023

China

Beschleunigung im 3. Quartal

Das Wirtschaftswachstum hat sich im 3. Quartal wieder beschleunigt und 1.30% gegenüber dem Vorquartal verbessert. Nicht nur die staatlichen Infrastrukturausgaben haben dazu beigetragen. Auch der Aussenhandel und der Privatkonsum verbesserten sich gegen Quartalsende. Der Binnentourismus erholt sich langsam und die ersten Zahlen dazu per Oktober sind ermutigend. Die Zentralregierung hat das Budgetdefizit für das laufende Jahr erneut erhöht, um die Konjunktur angesichts weiterhin angeschlagenen Konsumentenvertrauens zu stützen. Die chinesische Regierung hat im Laufe der Jahre verschiedene Instrumente und Strategien eingesetzt, um die Wirtschaft anzukurbeln und nachhaltiges Wachstum zu fördern. Einige Schlüsselbereiche sind Förderung der technologischen Innovation, Investitionen in Infrastruktur, grüne Energie und deine gezielte Aussenpolitik.

IMF Konjunkturprognose

BIP 2023:               5.00%
Inflation 2023:       0.70%
3 Monats shibor:    2.45%

Unser Fazit:

Eine Erhöhung der Infrastrukturausgaben sowie selektive geldpolitische Massnahmen seitens der Zentralbank könnten dazu beitragen auch zum Jahresende ein positives Wirtschaftswachstum zu erzielen. Die geopolitische Situation ist aber zu unsicher, um in den eher günstig bewerteten chinesischen Aktienmarkt zu investieren.

Dino Marcesini, Partner

Quellen: Allianz, ZKB, IMF
Stand 13.11.2023

Japan

Weitere Gewinne in Japan möglich

Lange war für viele Investoren der japanische Aktienmarkt uninteressant, dies hat sich allerdings im laufenden Jahr geändert und immer mehr institutionelle und private Investoren haben den Markt für sich wiederentdeckt.

Zwar gab es nach der Pandemie eine Kurserholung, wie an vielen anderen Märkten auch. Gefolgt wurde dies aber eher durch dümpelnde Märkte, bis dieses Frühjahr ein neuer Aufwärtstrend folgte. Begünstigt wurde dies durch mehrere Faktoren. Erstens war dafür verantwortlich eine lockere Geldpolitik, wenn auch jüngst einige Straffungen angekündigt wurden. Einige Analysten erwarten eine Abschaffung des Negativzinses bereits in den ersten Monaten des Jahres 2024. Die Inflation beschleunigte sich im Oktober unerwartet. Zweitens erfreuliche Geschäftsergebnisse, oft über den Erwartungen. Gegenwärtig werden die Prognosen eher nach oben als nach unten korrigiert. Ausserdem haben die Unternehmen oft ein gutes Cashpolster und eine niedrigere Verschuldungsrate als in den anderen Ländern. Begünstigend wirkt auch die Nähe des japanischen Marktes zu China. Mit Japan ist man aber einem geringeren politisches Risiko ausgesetzt. Geopolitische Spannungen machen Japan im Moment zu einem „sicheren Hafen“ in Asien. Abschliessend in der Aufzählung ist die Konjunktur auch sehr solide.

BIP 2023:                    +2.0%(E)
Inflation 2023:            +3.2%(E)
3 Monats Tona Rate:  -0.03%

Fazit: Weiterhin positiv

Japan ist immer noch unterbewertet, günstig und zu wenig repräsentiert in weltweit ausgerichteten Portfolios. Der Markt bietet eine gute Gelegenheit für mittelfristig orientierte Investoren. Wenn auch das Potential geringer ist als zu Beginn vom Jahr 2023. Zu beachten ist die Währung beim Investment.

Mimi Haas, Lic. rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner

Quellen: F&W, JP Morgan und Bloomberg
Stand: 14.11.2023

Schwellenländer

Chance und Risiken

Der starke Anstieg der amerikanischen Staatsanleihen hat die Währungen der Schwellenländer unter Druck gesetzt. Seit dem Spätsommer haben die meisten Währungen gegenüber dem USD an Wert verloren. Dies führt zu höheren Importpreisen, steigender Inflation und verstärkten Zahlungsverpflichtungen für Auslandschulden. Aus diesem Grund haben die indonesische und die philippinische Zentralbank überraschend die Zinsen erhöht. In den lateinamerikanischen Schwellenländern wie Mexico oder Brasilien zeigt sich die Situation anders: Die Inflationsraten sinken seit Monaten, was den Zentralbanken ermöglicht, die Zinsen zu senken und so die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Struktur Reformen und Bemühungen um die Verbesserung des Investitionsklimas stehen im Mittelpunkt der politischen Agenda Brasiliens, um langfristiges Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Mexiko profitiert von den industriellen Reshoring-Bemühungen der USA, indem es strategische Massnahmen ergreift, um weitere Investitionen und Produktionsverlagerungen anzuziehen. Die günstige geografische Lage, ein gutes Handelsabkommen sowie tiefe Arbeitskosten ist das Fundament für eine solide wirtschaftliche Ausgangslage.

Unser Fazit:

Die Aktienmärkte der Schwellenländer sind derzeit allgemein günstig bewertet. Aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Ausgangslagen und der weltweit steigenden geopolitischen Risiken erscheinen die Märkte Mexiko und Brasilien als besonders attraktiv im Vergleich zu den asiatischen Ländern. Brasilien zeichnet sich als bedeutender Exporteur von Rohstoffen und Agrargütern aus, während Mexiko von umfangreichen Investitionsprojekten der US-Industrie profitiert.

Dino Marcesini, Partner

Quellen: ZKB, IMF
Stand 14.11.2023

Schweiz

Aktien

Sind wir bereits am Wendepunkt?

Die neuesten Einschätzungen des Internationalen Währungsfonds (IMF) im Oktober zeigten, dass in Europa bis zum Jahr 2025 noch nicht mit einem spürbaren Wirtschaftswachstum zu rechnen ist. Auch in Asien, außerhalb Japans, herrscht eher eine Flaute im Vergleich zur früheren Wirtschaftsdynamik. Lediglich in den USA übertrifft das Wachstum die bescheidenen Erwartungen vom April. Auf der anderen Seite wird ein globaler Rückgang der Inflation prognostiziert, was die Hoffnungen auf eine baldige Zinswende weckt und den Aktienmärkten bis zu den nächsten mahnenden Worten der Zentralbankchefs etwas Optimismus verleiht. Tatsächlich scheint der Aktienmarkt derart stark von der Zinsentwicklung beeinflusst zu sein, dass geopolitische Themen maximal eine Nebenrolle spielen.

Die geldpolitische Straffung der Federal Reserve in den letzten 16 Monaten wird weiterhin Nachwirkungen haben. Während sich die Unternehmensgewinne in den USA erholen, schwächen sich die Aussichten für Neueinstellungen ab. Die US-Beschäftigung legte im Oktober nur halb so stark zu wie im September. Noch wichtiger ist, dass das durchschnittliche Einstellungstempo für das Gesamtjahr 2023 nur halb so hoch war wie im Jahr 2022. Die Fed lockert in der Regel, wenn die Arbeitslosigkeit niedrig ist und die Inflation über dem Zielwert liegt. Daher vermuten wir, dass der Zinssenkungszyklus der Fed Anfang 2024 beginnt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hinkt der Fed sowohl bei der Zinssenkung als auch bei den Zinserhöhungen routinemässig hinterher. Dies könnte mit ein Grund dafür sein, dass die Bewertung der europäischen Aktien deutlich unter den US-Werten liegt. Einige US-Broker haben dies als Chance erkannt und empfehlen eine höhere Gewichtung in europäischen Aktien.

Unser Fazit:

Das letzte Quartal war von einem negativen Sentiment geprägt. Wir halten diese pessimistische Haltung für überzogen. Obwohl wir davon ausgehen, dass die Aktienmärkte noch mit Gegenwind zu kämpfen haben, neigen sie dazu Veränderungen frühzeitig vorwegzunehmen. Die höheren kurzfristigen Zinsen bieten derzeit noch eine gute Alternative zu Aktienanlagen, aber sie werden bald sinken. Unser CAIB-Index weist kurzfristig ein knappes Chancenplus für Aktien von 53% und langfristig von 57% (bei einer Skala von 0-100%) aus. Somit empfehlen wir europäische und schweizer Qualitätswerte dazu zukaufen.

Rico Albericci, CEFA

Quellen: S&P, Citigroup, MarketMap, IMF, und Chefinvest
Stand 14.11.2023

Zinsen

Anleihen bringen Balance und Rendite in Ihr Portfolio

Im vergangenen September haben die wichtigsten Zentralbanken der Welt ihre Zinssitzungen abgehalten. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich.

In der USA hat die FED bei seiner Sitzung ihren Leitzins bei 5.5 % belassen. Die Schweiz ging einige Wochen davor den gleichen Weg und überraschte den Markt damit. Der Leitzins ist bei 1.7%. Die Schweiz konnte mit Ihrer Geldpolitik bisher wirksam verhindern, dass die Inflation hochschnellt, wie in den anderen Ländern. Es wurde allerdings angezeigt, dass weitere Massnahmen ergriffen werden, wenn dies erforderlich ist. Auch die EZB schliesst sich diesem in ihrer Oktobersitzung an, und belässt den Leitzins bei 4.5%, nachdem sie den Zins im September noch einmal erhöht hatte.

Die Botschaften der Zentralbanken sind allerdings klar, die Leitzinsen stehen kurz vor ihrem Höchststand. Nun ist die zentrale Frage, wann werden diese wieder gesenkt. Hier sind die Meinungen unterschiedlich und hängen von den Entwicklungen in den nächsten Monaten ab. 

Staatsanleihen

Die nominalen Renditen globaler Staatsanleihen sind weiterhin attraktiv, was vor allem auf die realen Zinsen und die überraschend soliden Konjunkturdaten zurückzuführen war. Diese Anleihen bringen eine gute Mischung aus Rendite und Stabilität. Obschon wir nun mit einer weichen Landung der US-Wirtschaft rechnen, dürfte es in den nächsten Quartalen dennoch zu einer Wachstumsverlangsamung kommen, da sich die strengeren Kreditvergabe- und Finanzierungsbedingungen allmählich auf die Wirtschaftsaktivität auswirken. Überdies legt die erwartete anhaltende Inflationssituation nahe, dass sich der Zinserhöhungszyklus dem Ende neigt.

Unser Fazit: Wir sehen globale gute Staatsanleihen positiv.

Investment-Grade-Anleihen (IG)

Der Anstieg globaler IG-Anleihen wurde durch überraschend gute Konjunkturdaten unterstützt. Die Spreads verengten sich auf ein teures Niveau, während die Renditen attraktiv blieben. In unserem Szenario einer sanften Landung dürften globale IG Anleihen künftig attraktive Erträge bieten, da das Wirtschaftswachstum und die Inflation nachlassen, während sich die Renditen auf einem hohen Niveau eingependelt haben. Wir würden Anlegern allerdings raten die Duration der Anleihen zu verlängern, auch wenn die Renditen niedriger sind als am anderen Ende, um die Beständigkeit der Erträge für die längere Laufzeit mitzunehmen. 

Unser Fazit: Wir sind weiterhin bei Investment-Grade-Anleihen (IG) positiv und favorisieren Anleihen mit einer guten Bonität und längeren Laufzeit. 

High Yield Anleihen (HY)

Das Ausfallsrisiko bei HY-Anleihen ist mit der Marktentwicklung gestiegen und es besteht die Gefahr einer weiteren Herabstufung des Ratings. Die höheren Coupons entschädigen dieses zusätzliche Risiko nicht.

Unser Fazit: Bei Neuanlagen sehen wir dieses Segment weniger attraktiv, bestehende Investments würden wir empfehlen zu halten.

Emerging Markets Anleihen (EM)

EM bieten einen Renditeaufschlag für ein höheres Ausfall- und Währungsrisiko. Infolge der robusten US-Wirtschaftsdaten verzeichneten Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern erneut eine positive Performance.  Der Anstieg der US-Treasury Renditen, enttäuschende Konjunkturdaten aus China und die Spread Weitung im August haben diese Zugewinne allerdings wieder wettgemacht.

Unser Fazit: Darum sind wir bei dieser Subklasse in den Anleihen eher neutral.

Mimi Haas, Lic. rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner

Quellen: F&W, JP Morgan und Bloomberg
Stand: 14.11.2023

Währungen

Währungen weiterhin beeinflusst durch die unterschiedlichen Zinsniveaus

EUR/USD (14.11.2023: 1.07)

Die Bewegung des Währungspaares war im Jahre 2023 sehr volatil. Bedingt ist dies, dass die USA weitaus höhere Zinsen als der Euroraum hat aber auch im Zyklus weiter fortgeschritten ist. 

Unser Fazit: Wir erwarten, dass sich der Dollar leicht abschwächt. 

EUR/CHF (14.11.2023: 0.97)

Der Franken hat alle führenden Währungen im Jahr 2023 geschlagen. Der Hauptgrund hierfür ist die restriktive Geldpolitik der SNB. Das Inflationsprofil der Schweiz gestaltet sich vorteilhafter als das in den USA und in Europa. Die Zinsen sind weiterhin niedrig, können aber bei Bedarf durch die SNB angehoben werden. Ein Potential, dass diese in den nächsten Monaten gesenkt werden, sehen wir nicht.

Unser Fazit: Wir erwarten, dass sich das Währungspaar seitwärts bewegt. 

USD/CHF (14.11.2023: 0.90)

Der Inflationsdruck und die Entwicklung der Zinssätze haben eine Auswirkung auf die Währungsentwicklungen. Der Zinsunterschied der beiden Währungen ist enorm, beide Zentralbanken haben im September entschieden, die Zinsen nicht mehr anzuheben, damit wird entscheidend sein, wer zuerst die Zinsen wieder senkt. 

Unser Fazit: Wir erwarten eine Abschwächung des USD zum CHF.

Mimi Haas, Lic. rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner

Quellen: F&W, Market Map und Bloomberg
Stand: 10.11.2023

Öl

Peak des Ölkonsums?

Mit dem Begriff Peak Öl wurde bisher der angebotsseitige Höhepunkt der Erdölförderung beschrieben. Gemäss der Internationalen Energie Agentur (IEA) wird nun aber – nachfrageseitig - der Konsum der fossilen Energieträger (Öl, Gas und Kohle) ab 2030 weltweit zurückgehen. Immerhin machen die fossilen Brennstoffe gemäss Schätzungen der IEA im 2030 noch 73.00% des globalen Energiemix aus (derzeit noch 80.00%) und werden daher noch lange ein wichtiger Faktor bei der Energieversorgung sein.

Der WTI Ölpreis handelt derzeit trotz der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten wieder knapp unter 80 USD, was deutlich unter dem September Hoch liegt und positiv für die Inflation ist.

Unser Fazit:

Wir erwarten, dass sich das WTI Öl in der neuen Bandbreite zwischen 75.00 und 95.00 USD je Fass bewegen wird.

Dr. Patrick Huser, CEO

Quellen: F&W, MarketMap,International Energy Agency (IEA)
stand: 14.11.2023

Edelmetalle

Gold und Platin halten

Während geopolitisch unsicheren Zeiten stellen die Edelmetalle einen sicheren ruhigen Hafen dar und balancieren das Portefeuille entsprechend aus. Weiterhin kaufen die Zentralbanken Gold hinzu, während die Nachfrage nach Platin stagniert, dies aufgrund weiterhin hohen US-Zinsen und sinkenden Automobilverkäufen. Aktuell stehen die Kurse von Gold bei USD 1’972/oz. und Platin bei USD 896/oz.

Unser Fazit: Neutral

Unruhe in der Weltpolitik lässt Gold auf einem hohen Niveau verbleiben, wogegen Platin leicht in dessen Schatten liegt. Platin als auch Gold sollten weiterhin in den Portfolios zur Diversifikation verbleiben.

Andreas Betschart, Business Manager

Quellen: UBS
Stand 11.11.2023

Begrifferklärungen

bbl: 1 Barrell = 158,987294928 Liter
Bp:
Basispunkte
BIP: Bruttoinlandprodukt
BIZ: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist eine Internationale Organisation des Finanzwesens. Eine Mitgliedschaft ist Zentralbanken oder vergleichbaren Institutionen vorbehalten.
CAIB:
Der CAIB basiert auf einer von Chefinvest entwickelten gewichteten Multifaktorberechnung, die anhand eines Scoringmodells laufend bewertet wird. Die Bandbreite beträgt -1 bis +1. Ein Minuswert deutet zukünftig auf eine höhere Wahrscheinlichkeit schwächerer Aktienrenditen hin und umgekehrt.
EM-Anleihen:
Anleihen von Schwellenländern. Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist.
HY-Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen als BB+ oder schlechter eingestuft.
IG-Anleihen: Investment Grade Anleihen sind sämtliche Anleihen, die mit einer guten bis sehr guten Bonitätsnote (Rating) versehen sind. Als Investment Grade Bereich gelten die Rating Klassen AAA bis BBB-.
IHS Markit: Börsenkotiertes Dateninformationsdienstleistungsunternehmen
IWF: Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in den USA.
KOF: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
LIBOR: London Interbank Offered Rate ist ein in London an allen Bankarbeitstagen unter bestimmten Bedingungen ermittelter Referenzzinssatz, der unter anderem als Grundlage für die Berechnung des Kreditzinses heran-gezogen wird.
OPEC:
Organisation erdölexportierender Länder (von englisch: Organization of the Petroleum Exporting Countries)
OPEC+: Die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman.
oz: Die Feinunze wird für Edelmetalle als Masseinheit verwendet und entspricht 31,1034768 Gramm.
Saron: Der Swiss Average Rate Overnight ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken.
Seco: Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft
Spread: Differenz zwischen zwei vergleichbaren ökonomischen Grössen
Tona rate: Der Tokyo Overnight Average Rate oder Japanese Yen Uncollateralized Overnight Call Rate ist ein unbesicherter Interbanken-Übernachtzinssatz und Referenzzinssatz für den japanischen Yen.
WTI: West Texas Intermediate. Hochwertige US-Rohölsorte mit einem geringen Schwefelanteil

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