Die Schweizer Wirtschaft hat sich im dritten Quartal als widerstandsfähig erwiesen. Die Industrieproduktion legte kräftig zu und der private Konsum bewegte sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Inflationsrate hat sich von den Höchstwerten gelöst und betrug im Oktober rund 3.0%, was im internationalen Vergleich tief ist. Sie liegt aber über dem von der Schweizer Nationalbank festgelegten Ziel der Preisstabilität von 2.0%. Daher wird eine weitere Leitzinserhöhung im Dezember erwartet. Die SNB konnte in den vergangenen Quartalen die angehäuften Fremdwährungsreserven leicht abbauen und so eine Abschwächung des Frankens vermeiden, was die Importteuerung verringert. Als kleine, offene Volkswirtschaft kann sich die Schweiz dem internationalen schwierigen Umfeld nicht entziehen. Die Expertengruppe für Konjunkturprognosen des SECO senkte ihre Wachstumsprognose für die Schweiz deutlich auf 2.0% im Jahr 2022 sowie auf 1.1% im Jahr 2023. Die Inflationsrate für 2023 wird mit 2.4% prognostiziert. Während der private Konsum sowie der Dienstleistungs- und der Pharmasektor zur Wirtschaftsdynamik beitragen kann, wird die Bautätigkeit hingegen infolge der höheren Zinsen an Tempo einbüssen. Die Arbeitslosenrate bleibt auf rekordtiefem Niveau.
Die Energiekrise in Europa hinterlässt zwar auch in der Schweiz Spuren, aber es wird keine Rezession erwartet. Die Unternehmen produzieren an der Kapazitätsgrenze und konnten für das dritte Quartal erfreuliche Resultate liefern. In der Summe wurden die Erwartungen der Analysten geschlagen. Die Schweizer Aktien werden derzeit leicht unter dem historischen Durchschnittspreis gehandelt und bieten langfristig Potential.
Dino Marcesini, Partner
Quelle: OECD und SECO
Europäische Union
Geringeres Wachstum und höhere Inflation
In der ersten Jahreshälfte 2022 überraschte das reale BIP-Wachstum in der Europäischen Union (EU) positiv. Die Expansion setzt sich in deutlich abgeschwächter Form im dritten Quartal fort. Das saisonbereinigte Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im dritten Quartal 2022 sowohl in der als EU als auch im Euroraum um 0.2% gestiegen. Im Vergleich zum entsprechenden Quartal des Vorjahres bedeutet dies eine Steigerung im Euroraum um 2.1% und in der EU um 2.4%.
Der Arbeitsmarkt hat sich trotz des schwierigen Umfelds weiterhin gut entwickelt. Aufgrund des kräftigen Wirtschaftswachstums in der ersten Jahreshälfte 2022, wurden in der EU netto zwei Millionen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und die Zahl der Erwerbstätigen stieg auf ein Allzeithoch von 213.4 Millionen.
Die Gesamtinflationsrate in der Eurozone hat im Oktober mit 10.7% einen neuen Höchstwert erreicht und ist erstmals seit der Einführung des Euro über die Marke von 10.0% gestiegen. Analog den Vormonaten legten besonders die Energiepreise zu. Deren Steigerung betrug im Oktober 41.9%. Die Preise für Industriegüter ohne Energie kletterten um 6.0%, die für Dienstleistungen um 4.4%. Im November könnte die Inflation erstmals seit langem etwas an Dynamik verlieren und die Inflation in der Eurozone sollte zeitnah ihren Gipfel überschreiten.
Die Wirtschaftsleistung ist in der Eurozone im November den fünften Monat in Folge gesunken. Aufgrund verringerter Auftragsverluste, nachlassender Lieferengpässe und verbesserter Geschäftsaussichten schwächte sich der Rückgang jedoch ab. Der S&P Global Flash Eurozone Composite PMI notiert mit aktuell 47.8 Punkten nach 47.3 im Oktober im November zum fünften Mal hintereinander unter der neutralen Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Er signalisiert jedoch einen leicht abgeschwächten Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Eurozone.
Der stärkste Arbeitsmarkt seit Jahrzehnten in der EU wird widerstandsfähig bleiben. Es wird jedoch erwartet, dass die Arbeitsmärkte mit Verzögerung auf die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit reagieren. Das Beschäftigungswachstum in der EU wird für 2022 mit 1.8% prognostiziert, bevor es 2023 zum Stillstand und 2024 moderat auf 0.4% steigt. Für das Jahr 2022 wird die Arbeitslosenquote auf 6.2%, 2023 auf 6.5% und 2024 auf 6.4% geschätzt.
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 sind die Inflationswerte höher als erwartet ausgefallen und die EU-Kommission hat die jährliche Inflationsprognose auf 9.3% in der EU und 8.5% für den Euroraum angehoben. Durch hohe staatliche Sonderausgaben sowie die jüngsten Lohnabschlüsse werden die starken Preissteigerungen teilweise aufgefangen. Für das kommende Jahr wird erwartet, dass die Inflation auf 7.0% in der EU und 6.1% im Euroraum zurückgeht. Im Jahr 2024 sollte sie sich dann auf 3.0% bzw. 2.6% abschwächen.
Der EZB-Rat hat im Oktober beschlossen, die drei Leitzinssätze um jeweils 75 Basispunkte anzuheben. Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität wurden dementsprechend mit Wirkung zum 1. November auf 2.00%, 2.25% bzw. 1.50% erhöht. Es wird nun von einer nachlassenden geldpolitischen Straffung ausgegangen und die Wahrscheinlichkeit für eine EZB-Zinsanhebung um nur 50 Basispunkte im Dezember ist zuletzt gestiegen. Eine Rezession naht, jedoch erscheinen so manche konjunkturelle Hiobsbotschaften aus den Vormonaten inzwischen klar überzogen (Entspannung der Lieferkettensituation und verringertes Risiko von Energierationierungen).
Aufgrund des kräftigen Wachstums in der ersten Jahreshälfte, sollte das reale BIP-Wachstum im Jahr 2022 insgesamt auf 3.3% in der EU (3.2% im Euroraum) ansteigen. Damit deutlich über die in der Sommerprognose prognostizierten 2.7%. Der starke Gegenwind und die grossen Unsicherheiten, die die Nachfrage nach wie vor bremsen, wird die Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Monaten weiter dämpfen, sodass das BIP-Wachstum im Jahr 2023 sowohl in der EU als auch in der Eurozone voraussichtlich insgesamt nur 0.3% erreichen wird. Das Wirtschaftswachstum wird voraussichtlich bis 2024 allmählich wieder an Fahrt gewinnen und im Durchschnitt 1.6% in der EU und 1.5% im Euroraum betragen.
Quelle: Europäische Kommission, Statista und S&P Global
United Kingdom
USA
Die Inflation hat ‘gepeaked’
Der S&P Global Gesamt-Einkaufmanagerindex (Composite PMI) für die USA ist im November auf 46.30 Punkte gefallen (Oktober 48.20). Vor allem der starke Rückgang der neuen Aufträge zeigt, dass die aufgrund des höheren Zinsniveaus erwartete Wirtschaftsabschwächung zu greifen beginnt. Indexwerte unter 50 signalisieren eine schrumpfende Wirtschaft in 6 Monaten. Positiv zu werten sind die rückläufigen Input-Preiskomponenten und die gestiegenen Erwartungen der Manager betreffend künftiger Geschäftsentwicklung.
Wie erwartet, ist die US Wirtschaft im 3. Quartal 2022 wieder gewachsen, und zwar mit einer annualisierten Rate von +2.6%. Im 2. Quartal war sie noch 0.6% gesunken. Für das 4. Quartal wird vom SPF (Survey of Professional Forecasters November 2022) noch ein annualisiertes Wachstum von +1% erwartet. Für das nächste Jahr wird in den ersten zwei Quartalen mit einer nur noch minim wachsenden Wirtschaft gerechnet (+0.2%), für das zweite Halbjahr aber bereits wieder mit Zuwachsraten von +0.9% im 3. Quartal und +2.1% im 4. Quartal.
Nachdem die Inflation in den USA im Juni dieses Jahres ein Hoch von 9.1% erreichte, hat sie in den letzten Monaten sukzessive nachgelassen und betrug im Oktober noch +7.7% (die Kerninflation ohne Nahrungsmittel und Energie lag bei +6.2 %). Die starken Zinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank (letztmals im November auf 4%) fangen an zu greifen. Der Zinshöhepunkt der kurzfristigen Zinsen (Fed Fund Rate) in diesem Erhöhungszyklus, welcher im ersten Quartal 2023 erwartet wird, liegt mittlerweile bei 4.75-5%. Aufgrund dieser Entwicklung erwartet derzeit die Mehrheit der Markteilnehmer, dass der Fed Fund Rate an der nächsten Fed-Sitzung vom 14.12. um ‘lediglich’ 0.5% auf 4.5% erhöht wird. Die Inflationszahlen für den November, welche am 10.12. publiziert werden, können die diesbezüglichen Erwartungen aber noch verändern. Für 2022 erwartet der SPF eine durchschnittliche Inflation von +7.7% und +3.4% für 2023 (Kerninflation +6.3% im 2022 und +3.5% im 2023).
Im dritten Quartal des laufenden Jahres haben gemäss FactSet 69% der S&P 500 Unternehmen die Gewinnerwartungen und 71% die Umsatzerwartungen geschlagen. Die Gewinne wuchsen damit gegenüber dem Vorjahresquartal nur um +2.2% (gegenüber +3.5%, die noch im September erwartet wurden). Für das 4. Quartal wird mit einem Gewinnrückgang von -1.1% gerechnet, im 1. und 2 Quartal 2023 mit einem bescheidenen Gewinnwachstum von 2.3% und 1.5% und in der zweiten Jahreshälfte wieder mit hohen einstelligen Wachstumsraten. Dadurch ist das Kurs-/Gewinnverhältnis des S&P 500 auf Basis der für die nächsten 12 Monate erwarteten Gewinne auf 17.2 gestiegen, was aber immer noch unter dem Fünfjahresdurchschnitt von 18.5 und nur knapp über dem Zehnjahresdurchschnitt von 17 liegt.
Der Arbeitsbericht für November wird weitere Aufschlüsse darüber geben, ob die Zinserhöhungen der letzten Monate den überhitzten Arbeitsmarkt bereits abzukühlen vermochten. Ende Oktober lag die Arbeitslosigkeit immer noch bei historisch tiefen 3.7% und die Anzahl offener Stellen betrug 10.7 Mio. Das SPF erwartet, dass im 4. Quartal 2023 keine neuen Stellen mehr geschaffen werden.
Fed Fund Rate: +4.0% GDP 2022(IWF): +1.6% Inflation 2022 (SPF): +7.7%
Unser Fazit: Neutral
Wir erwarten, dass aufgrund der restriktiven Geldpolitik die Inflationszahlen im nächsten Jahr weiter substantiell zurückgehen und die Fed ab Mitte 2023 die Geldpolitik wieder zu lockern beginnt. Das derzeitige Kursniveau nimmt eine leichte Rezession in der ersten Jahreshälfte bereits vorweg. Durch die nach wie vor bestehenden Inflations- und Wachstumsunsicherheiten, dürften die Märkte in den nächsten Wochen aber weiter volatil bleiben. Sobald sich die Inflationszahlen deutlich zurückbilden, ist mit einer weiteren Markterholung zu rechnen.
Quelle: Statista, Survey of Professional Forecasters und FactSet
China
Neue staatliche Ausrichtung
Ein ungünstiges Umfeld hat das ganze Jahr China gekennzeichnet. Die strenge Corona Politik hat die wirtschaftliche Entwicklung erheblich erschwert. Zudem hat der Umbruch im Immobiliensektor an Heftigkeit zugenommen. Die weltweit höheren Energiepreise haben sich auch in einer schwächeren Auslandsnachfrage niedergeschlagen. Diese Faktoren haben das chinesische BIP-Wachstum gebremst und es dürfte für dieses Jahr deutlich unter 5.0% liegen und wird die Erwartungen bei weitem verfehlen. Der IMF geht von einem Wachstum von nur noch 3.2% aus.
Der Parteikongress im Oktober markierte einen Wandel in der Wirtschaftspolitik. In mehreren Industrieländern ist ein Übergang von Just-in-Time zu Just-in-Case zu beobachten, was auf die Instabilität der Lieferketten im Zusammenhang mit den Lockdowns zurückzuführen ist. Zum anderen betrachten die USA und ihre Verbündeten China als Rivalen und verfolgen zunehmend eine protektionistische Handelspolitik. China versucht daher, seine Wirtschaft vermehrt auf die Inlandsnachfrage auszurichten. Für den Fünfjahresplan wurde die Strategie der Dual Circulation entwickelt, bei der die Binnen- und die Aussenwirtschaft gleichwertig gefördert werden. Die People’s Bank of China wird, im Gegensatz zu den westlichen Zentralbanken, die Geldpolitik weiter lockern, um die Wirtschaft zu unterstützen. Der Wechselkurs des Renminbis wird gegenüber dem USD weiter leicht an Wert verlieren und so die Exporttätigkeit unterstützen.
IMF Konjunkturprognose
BIP 2022 +3.20% Inflation +2.20% Shibor +2.18%
Unser Fazit: Negativ
Die Auswirkungen der rigorosen Corona Politik und die Turbulenzen im Immobiliensektor bremsen die wirtschaftliche Entwicklung. Die Neubesetzung des Politbüros im Oktober signalisiert, dass der Staat zukünftig wieder eine grössere Rolle in der chinesischen Wirtschaft spielen wird. Ein BIP-Wachstum für 2023 von 5% scheint daher sehr ambitioniert. Die tiefe Bewertung der Aktienmärkte wiederspiegelt die grossen politischen Risiken. Wir empfehlen momentan keine Neuanlagen zu tätigen.
Dino Marcesini, Partner
Quelle: IMF und LLB
Japan
Unter positiven Vorzeichen!
Covid, die politische Krise, und der Reformstau, sollten langsam überstanden sein. Die drittgrösste Volkswirtschaft zeichnete sich jahrzehntelang durch deflationäre Tendenzen und eine gefühlte wirtschaftliche Stagnation aus. Im Gegensatz zum Rest der Welt hält darum die japanische Zentralbank (BoJ) an der expansiven Geldpolitik fest. Die Inflation, welche mit 3% vergleichsweise klein ist, ist in Japan willkommen. Es wird bewusst in Kauf genommen, dass der Yen stark abwertet. Gegen den USD hat die Währung fast 25% seit Beginn des Jahres verloren.
Japan ist ein rohstoffarmes Land, muss darum sowohl Nahrungsmittel als auch andere Rohstoffe aus dem Ausland importieren. Dieser Umstand führte in der Vergangenheit dazu, dass das Land sich früh für den weltweiten Handel öffnete und eine der ersten grossen Exportnationen der Welt wurde. Das Land gilt als Treiber und Vorreiter des technologischen Fortschritts, und fokussiert sich auf Mega-Trends wie Robotik, Wasserstoff und künstliche Intelligenz.
Auch die japanische Regierung hat in den letzten Wochen ein Sonderbudget von über USD 198 Mrd. beantragt und verabschiedet, dies ist laut F&W ca. 5.3% des japanischen BIPs. Mit diesen Massnahmen soll die Binnennachfrage auf Jahre hinaus gesichert sein.
Das Umfeld (tiefe Zinsen, expansivere Geldpolitik, ein Fiskalpaket und ein schwacher Yen) ist für die Börse und die Wirtschaft positiv. Die japanischen Aktien haben im Vergleich zu anderen Indizes im Jahr 2022 nur gering korrigiert. Die Bilanzen der japanischen Unternehmen sind in guter Verfassung und die Berichtssaison der Unternehmen war zufriedenstellend, allein die Nettogewinne waren leicht unter den Analystenerwartungen.
Das Land sollte seine Krisen langsam überstanden haben, und bietet Anlegern eine gute Chance als Diversifizierung in ein Portfolio beigemischt zu werden.
Indien ist nach China die zweitgrösste Volkswirtschaft in den Schwellenländeraktienindizes. Die indische Wirtschaft profitierte dieses Jahr von einer raschen Aufhebung der Covid Massnahmen. Als strategischer Handelspartner von Russland kann Indien Öl und Gas mit grossen Preisabschlägen beziehen, was sich dämpfend auf die Inflationsentwicklung auswirkt. Zudem zeichnet sich das Land als Gewinner der geplanten Diversifizierung der Produktion ab, die von den internationalen Firmen angestrebt wird. Der Ausbau des Industriesektors wird die Wirtschaftsdynamik beschleunigen. Unter den grossen Schwellenländern wird Indien das stärkste Wirtschaftswachstum aufweisen. Die Experten erwarten für das nächste Jahr eine Expansionsrate von 6.0% nach 6.8% für 2022.
Lateinamerika steuerte dieses Jahr unauffällig durch das turbulente weltwirtschaftliche Umfeld. Die Leitzinsen wurden bereits kräftig erhöht. Die diesjährigen Jahresdurchschnittswerte der Inflation von rund 8% in Mexiko und 9.5% in Brasilien lassen sich mit den Daten aus den USA und Europa vergleichen, wobei besonders in Brasilien die Tendenz klar nach unten zeigt. Das sollte der Notenbank Spielraum geben, bereits im Jahr 2023 die Leitzinsen zu senken.
Unser Fazit: Neutral
Indien nutzt die geopolitischen Spannungen für günstige Energieimporte aus Russland. Das Land dürfte als Standort für die international tätigen Unternehmen profitieren, welche die Diversifikation der Produktionsstätten vorantreiben. Das Wirtschaftswachstum wird dynamisch bleiben. In Lateinamerika profitierte Brasilien dieses Jahr von den hohen Rohstoffpreisen, was sich 2023 nicht wiederholen wird. Der im Herbst gewählte Lula wird am 1.1.2023 sein Amt antreten und wird zum dritten Mal Staatspräsident. Grosse Hoffnungen für Wirtschaftsreformen bestehen jedoch nicht. Der IMF geht von einem BIP-Wachstum von lediglich 2% für die nächsten Jahre aus. Brasilien sollte demnach untergewichtet werden.
Zurzeit findet ein Tauziehen zwischen Bullen und Bären statt. Für viele ist es ein verwirrender Markt, voller Hoffnungen und Ängste. Die Frage ist nicht, wie sich die Wahrnehmung von Monat zu Monat ändert, sondern vielmehr: Ist irgendetwas, was die Fed oder die EZB tut, geeignet, eine Abschwächung der Wirtschaft zu verhindern? Die Bären misstrauen dem und befürchten steigende Zinssätze durch die verschärfte Geldpolitik der Notenbanken, den Liquiditätsrückbau im Markt wegen der Rücknahme der «Quantitative Easing» Programme des FED und der EZB und vor allem eine anhaltende Rezession. Die Bullen sehen die aktuelle hohe Netto-Pessimismusquote von -22% (Haver Analytics), die bereits erwartete und möglicherweise in den Kursen bereits eskomptierte Rezession, neue Hoffnung für tiefere Inflation seit den letzten Berichten und Aktienrückkaufspläne aufgrund tiefer Bewertung einiger Unternehmen als Chance. So bewerten die Bären die kürzliche Aktienerholung als zwischenzeitliches Bärenrally und die Bullen sehen sich ohnehin bestätigt.
Die Aktienmärkte haben sich im Oktober und November kräftig von den Tiefstständen erholt, der EuroStoxx600 und der S&P sind um 15% gestiegen. Der Treiber war die überraschend besser ausgefallenen US Inflationszahlen und der Umstand, dass die Wirtschaft doch noch etwas abkühlt und die Zentralbanken die Zinserhöhungen weniger energisch durchführen lassen. Die jüngsten Entlassungen in verschiedenen Branchen werden auch als zusätzliche Abkühlung in den überhitzten Bereichen verstanden und vorerst positiv aufgenommen. Grosse US-Tech-Unternehmen bauen nach einem Jahr mit rasanten Neueinstellungen und üppigen Ausgaben aufgrund des pandemiebedingten Wachstums Personal ab. Im November wurden mehr als 25.000 Tech-Mitarbeiter entlassen, unter anderem bei Meta, Amazon und Twitter, was etwa doppelt so viele sind wie im Oktober. Auch US-amerikanische und europäische Investmentbanken bauen Stellen ab und kürzen Boni, da die Erträge aus Beratungs- und Emissionsgeschäften aufgrund der Verlangsamung der Kapitalmärkte und der M&A-Aktivitäten einbrechen.
Unser Fazit: Leicht Positiv
Allgemein sind wir für die Aktienmärkte kurzfristig und auf 12 Monate leicht positiv. Dabei favorisieren wir die kontinentaleuropäischen Börsen, da sie eine deutlich tiefere Bewertung als die US Börsen aufweisen und auch aufgrund der schwächeren Währung bessere Konkurrenzchancen auf dem Weltmarkt haben.
Wirtschaftlicher und geopolitischer Gegenwind wie die COVID-19-Pandemie und der Russland-Ukraine-Krieg werden aber auch im Jahr 2023 die globalen Strukturen und Beziehungen umgestalten. Sieben übergreifende Themen werden nach unserer Ansicht das wirtschaftliche und risikoreiche Umfeld im nächsten Jahr bestimmen: Herstellung der globalen Sicherheit, das Lösen der Energiekonflikte, die Lieferketten wieder aufeinander abzustimmen, sich neu formierende Arbeitsmärkte, der Aufbau von finanzierbaren Gesundheitsversorgungen, Verbesserung des Umweltmanagement und wirtschaftliche Dissonanzen. In diesen Bereichen werden vor allem westlich orientierte Märkte Ihre Investitionen erheblich steigern. Vor allem die «grünen» Investitionen dürften wieder in den Vordergrund treten.
Rico Albericci, CEFA
Quelle: S&P, Citigroup, MarketMap, IMF, und Chefinvest
Zinsen
Revival: Traditionelle Rolle als Diversifikator?
Staatsanleihen
Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden die Zentralbanken die Leitzinsen bis zum Ende des Jahres 2022 anheben. Dieses Verhalten wird sich erst ändern, wenn die Inflation zurück geht. Durch die Realzinsen beeinflusst, werden die Renditen ihren Aufwärtstrend fortsetzen, wenn auch verlangsamt. Europa hat einen etwas grösseren Spielraum zur Straffung als die USA.
Unser Fazit: Neutral
Investment-Grade-Anleihen (IG)
Unternehmensanleihen sind mittlerweile wieder attraktiv bewertet. Für Anleger, welche die Attraktivität europäischer Unternehmensanleihen nutzen möchten, können diese in USD eine interessante Lösung sein. Für risikoreichere Anleger sind Kredittitel mit dem Rating von BBB zu BB eine gute Anlagechance, da hier das beste Verhältnis zwischen impliziten und realisierten Ausfallprämien vorliegt. Des Weiteren ist in kürzeren Laufzeiten ein höheres Potential an Renditen zu finden.
Unser Fazit: Neutral. Wir sind bei Investment-Grade-Anleihen (IG) im Augenblick neutral. Bei einer Anlage in diese Titel empfehlen wir eine kürzere Laufzeit.
High Yield Anleihen (HY)
Die Spreads der HY Anleihen bewegen sich auf den Niveaus früherer Rezessionen. Die Anlageklasse ist weiterhin problematisch, da globale Wachstumsrisiken, hohe Inflation und weiterhin höhere Leitzinsen als Renditetreiber die Nachfrage nach Unternehmensanleihen bremsen.
Unser Fazit: Positiv. HY Anleihen können eine gute Diversifikation in einem Bondportfolio sein. Dabei sollte man auf eine höhere Qualität in dem Segment und eine kürzere Duration setzen.
Emerging Markets Anleihen (EM)
EM bieten einen Renditeaufschlag für ein höheres Ausfall- und Währungsrisiko. Durch die robusten Fundamentaldaten und die Erwartung, dass es nicht zu einer schweren Rezession kommt, wird diese Anlageklasse unterstützt. Die höheren Coupons dieser Anlageklasse entschädigen den Anleger für das höhere Risiko.
Unser Fazit: Positiv für risikoreichere Anleger. Wir erachten es als interessant, in EM in Hartwährungen zu investieren. Um das Risiko des Ausfalls zu reduzieren, sollten ETFs in Betracht gezogen werden und die Kreditqualität genau geprüft werden.
Safe Haven, Zentralbanken und Zinsen beeinflussen weiterhin
EUR/USD (01.12.2022: 1.05)
Der USD hat in den letzten Wochen leicht nachgegeben. Die Inflationszahlen in den USA waren im November unerwartet gut ausgefallen. Dies führt dazu, dass die FED die Zinserhöhungen verlangsamen wird. Der Leitzins wird aber trotzdem in den USA höher sein und somit der Zinsvorteil anhalten.
Unser Fazit: Neutral. Die bestehende Zinsdifferenz und die geopolitische Lage stärken den Dollar weiterhin, allerdings ist für nächstes Jahr zu sagen, dass das weitere Aufwärtspotential begrenzt ist.
EUR/ CHF (01.12.2022: 0.99)
Die Konjunkturabschwächung in der Eurozone wird weiterhin bestehen bleiben. Kein Faktor wie z.B. Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, ist gelöst. Die Schweizer Nationalbank hat ein grösseres Potential die Zinsen anzuheben, da die Wachstumsperspektiven in der Schweiz besser sind als im Euroraum. Die Schweiz hat einen soliden Leistungsbilanzüberschuss. Das sich eintrübende Umfeld stärkt den Franken zusätzlich als Safe Haven Anlage.
Unser Fazit: Negativ. Solange das oben genannte Szenario anhält, wird der Franken stark bleiben; es kann in den nächsten Monaten sogar passieren, dass er sich noch leicht aufwertet.
USD/CHF (01.12.2022: 0.94)
Auch gegenüber dem CHF hat der USD leicht nachgegeben. Die geldpolitische Straffung in den USA wird sich sicherlich verlangsamen. Der Zins in der Schweiz ist seit diesem Sommer wieder positiv, aber auf einem viel niedrigerem Niveau. Dies wird sich auch in den kommenden Wochen nicht ändern. Die Zinsdifferenz führt zu einem weiterhin leicht stärkeren Dollar.
Unser Fazit: Negativ. Dies wird weiterhin so bleiben.
Die Marktkräfte setzten sich gegen die OPEC+ durch
Trotz der Drosselung der Ölproduktion ab November um 2 Mio. Fass pro Tag durch die OPEC+, ist der Ölpreis weiter auf 80 USD per Fass Brent Öl gefallen. Dies hat vor allem mit der Abschwächung der Weltkonjunktur und damit der Nachfrage (vor allem aus China) zu tun, wohl aber auch mit den bisher milden Herbsttemperaturen. Für den Westen ist diese Entwicklung willkommen, trägt sie doch zu weiter abnehmendem Inflationsdruck bei. Mit dem am 5.12. in Kraft tretenden Ölembargo gegen russisches Öl gilt es aber 1 bis 3 Mio. Fass russisches Öl zu ersetzen.
Unser Fazit: Neutral
Wir erwarten, dass die Ölpreise über die Wintermonate seitwärts tendieren, ab Frühjahr 2023 aufgrund abnehmender Nachfrage aber mit weiter rückläufigen Öl Notierungen.
Gold hat sich seit dem Jahrestiefst knapp über USD 1'600 oz. Anfang November positiv entwickelt. Dies dank gewisser Erholung in den chinesischen und indischen Märkten als auch im Mittleren Osten. Ausserdem decken sich diverse Zentralbanken wieder stärker mit dem gelben Edelmetall ein.
Platin hat sich im 4. Quartal stark gesteigert und sollte in die Gewinnzone für dieses Jahr kommen. Die Verknappung der südafrikanischen Produktion als auch eine Steigerung in der Autoproduktion helfen dem Edelmetall zur Zeit.
Unser Fazit: Positiv
Weiterhin bleiben die beiden Edelmetalle interessant zu Diversifikationszwecken und sind auch zukünftig ein gutes Asset im Portefeuille.
Andreas Betschart, Business Manager
Quelle: Credit Suisse
Begrifferklärungen
bbl: 1 Barrell = 158,987294928 Liter Bp: Basispunkte BIP: Bruttoinlandprodukt BIZ: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist eine Internationale Organisation des Finanzwesens. Eine Mitgliedschaft ist Zentralbanken oder vergleichbaren Institutionen vorbehalten. CAIB: Der CAIB basiert auf einer von Chefinvest entwickelten gewichteten Multifaktorberechnung, die anhand eines Scoringmodells laufend bewertet wird. Die Bandbreite beträgt -1 bis +1. Ein Minuswert deutet zukünftig auf eine höhere Wahrscheinlichkeit schwächerer Aktienrenditen hin und umgekehrt. EM-Anleihen: Anleihen von Schwellenländern. Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist. HY-Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen als BB+ oder schlechter eingestuft. IG-Anleihen: Investment Grade Anleihen sind sämtliche Anleihen, die mit einer guten bis sehr guten Bonitätsnote (Rating) versehen sind. Als Investment Grade Bereich gelten die Rating Klassen AAA bis BBB-. IHS Markit: Börsenkotiertes Dateninformationsdienstleistungsunternehmen IWF: Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in den USA. KOF: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich LIBOR: London Interbank Offered Rate ist ein in London an allen Bankarbeitstagen unter bestimmten Bedingungen ermittelter Referenzzinssatz, der unter anderem als Grundlage für die Berechnung des Kreditzinses heran-gezogen wird. OPEC: Organisation erdölexportierender Länder (von englisch: Organization of the Petroleum Exporting Countries) OPEC+: Die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman. oz: Die Feinunze wird für Edelmetalle als Masseinheit verwendet und entspricht 31,1034768 Gramm. Saron: Der Swiss Average Rate Overnight ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken. Seco: Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft Spread: Differenz zwischen zwei vergleichbaren ökonomischen Grössen Tona rate: Der Tokyo Overnight Average Rate oder Japanese Yen Uncollateralized Overnight Call Rate ist ein unbesicherter Interbanken-Übernachtzinssatz und Referenzzinssatz für den japanischen Yen. WTI: West Texas Intermediate. Hochwertige US-Rohölsorte mit einem geringen Schwefelanteil
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Schweiz
Zuversichtlich vorwärts
Die Schweizer Wirtschaft hat sich im dritten Quartal als widerstandsfähig erwiesen. Die Industrieproduktion legte kräftig zu und der private Konsum bewegte sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Inflationsrate hat sich von den Höchstwerten gelöst und betrug im Oktober rund 3.0%, was im internationalen Vergleich tief ist. Sie liegt aber über dem von der Schweizer Nationalbank festgelegten Ziel der Preisstabilität von 2.0%. Daher wird eine weitere Leitzinserhöhung im Dezember erwartet. Die SNB konnte in den vergangenen Quartalen die angehäuften Fremdwährungsreserven leicht abbauen und so eine Abschwächung des Frankens vermeiden, was die Importteuerung verringert. Als kleine, offene Volkswirtschaft kann sich die Schweiz dem internationalen schwierigen Umfeld nicht entziehen. Die Expertengruppe für Konjunkturprognosen des SECO senkte ihre Wachstumsprognose für die Schweiz deutlich auf 2.0% im Jahr 2022 sowie auf 1.1% im Jahr 2023. Die Inflationsrate für 2023 wird mit 2.4% prognostiziert. Während der private Konsum sowie der Dienstleistungs- und der Pharmasektor zur Wirtschaftsdynamik beitragen kann, wird die Bautätigkeit hingegen infolge der höheren Zinsen an Tempo einbüssen. Die Arbeitslosenrate bleibt auf rekordtiefem Niveau.
SECO Konjunkturprognose
BIP 2022 +2.00%
Inflation +3.00%
SARON 3 Monate +0.45%
Unser Fazit: Positiv
Die Energiekrise in Europa hinterlässt zwar auch in der Schweiz Spuren, aber es wird keine Rezession erwartet. Die Unternehmen produzieren an der Kapazitätsgrenze und konnten für das dritte Quartal erfreuliche Resultate liefern. In der Summe wurden die Erwartungen der Analysten geschlagen. Die Schweizer Aktien werden derzeit leicht unter dem historischen Durchschnittspreis gehandelt und bieten langfristig Potential.
Dino Marcesini, Partner
Quelle: OECD und SECO
Europäische Union
Geringeres Wachstum und höhere Inflation
In der ersten Jahreshälfte 2022 überraschte das reale BIP-Wachstum in der Europäischen Union (EU) positiv. Die Expansion setzt sich in deutlich abgeschwächter Form im dritten Quartal fort. Das saisonbereinigte Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im dritten Quartal 2022 sowohl in der als EU als auch im Euroraum um 0.2% gestiegen. Im Vergleich zum entsprechenden Quartal des Vorjahres bedeutet dies eine Steigerung im Euroraum um 2.1% und in der EU um 2.4%.
Der Arbeitsmarkt hat sich trotz des schwierigen Umfelds weiterhin gut entwickelt. Aufgrund des kräftigen Wirtschaftswachstums in der ersten Jahreshälfte 2022, wurden in der EU netto zwei Millionen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und die Zahl der Erwerbstätigen stieg auf ein Allzeithoch von 213.4 Millionen.
Die Gesamtinflationsrate in der Eurozone hat im Oktober mit 10.7% einen neuen Höchstwert erreicht und ist erstmals seit der Einführung des Euro über die Marke von 10.0% gestiegen. Analog den Vormonaten legten besonders die Energiepreise zu. Deren Steigerung betrug im Oktober 41.9%. Die Preise für Industriegüter ohne Energie kletterten um 6.0%, die für Dienstleistungen um 4.4%. Im November könnte die Inflation erstmals seit langem etwas an Dynamik verlieren und die Inflation in der Eurozone sollte zeitnah ihren Gipfel überschreiten.
Die Wirtschaftsleistung ist in der Eurozone im November den fünften Monat in Folge gesunken. Aufgrund verringerter Auftragsverluste, nachlassender Lieferengpässe und verbesserter Geschäftsaussichten schwächte sich der Rückgang jedoch ab. Der S&P Global Flash Eurozone Composite PMI notiert mit aktuell 47.8 Punkten nach 47.3 im Oktober im November zum fünften Mal hintereinander unter der neutralen Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Er signalisiert jedoch einen leicht abgeschwächten Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Eurozone.
Aktuelle Inflation (EZB/HICP) + 10.70% (10.22)
Aktueller 3 Monats Libor + 1.92%
BIP-Wachstum 2022 + 3.20% (E)
Unser Fazit: Positiv
Der stärkste Arbeitsmarkt seit Jahrzehnten in der EU wird widerstandsfähig bleiben. Es wird jedoch erwartet, dass die Arbeitsmärkte mit Verzögerung auf die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit reagieren. Das Beschäftigungswachstum in der EU wird für 2022 mit 1.8% prognostiziert, bevor es 2023 zum Stillstand und 2024 moderat auf 0.4% steigt. Für das Jahr 2022 wird die Arbeitslosenquote auf 6.2%, 2023 auf 6.5% und 2024 auf 6.4% geschätzt.
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 sind die Inflationswerte höher als erwartet ausgefallen und die EU-Kommission hat die jährliche Inflationsprognose auf 9.3% in der EU und 8.5% für den Euroraum angehoben. Durch hohe staatliche Sonderausgaben sowie die jüngsten Lohnabschlüsse werden die starken Preissteigerungen teilweise aufgefangen. Für das kommende Jahr wird erwartet, dass die Inflation auf 7.0% in der EU und 6.1% im Euroraum zurückgeht. Im Jahr 2024 sollte sie sich dann auf 3.0% bzw. 2.6% abschwächen.
Der EZB-Rat hat im Oktober beschlossen, die drei Leitzinssätze um jeweils 75 Basispunkte anzuheben. Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität wurden dementsprechend mit Wirkung zum 1. November auf 2.00%, 2.25% bzw. 1.50% erhöht. Es wird nun von einer nachlassenden geldpolitischen Straffung ausgegangen und die Wahrscheinlichkeit für eine EZB-Zinsanhebung um nur 50 Basispunkte im Dezember ist zuletzt gestiegen. Eine Rezession naht, jedoch erscheinen so manche konjunkturelle Hiobsbotschaften aus den Vormonaten inzwischen klar überzogen (Entspannung der Lieferkettensituation und verringertes Risiko von Energierationierungen).
Aufgrund des kräftigen Wachstums in der ersten Jahreshälfte, sollte das reale BIP-Wachstum im Jahr 2022 insgesamt auf 3.3% in der EU (3.2% im Euroraum) ansteigen. Damit deutlich über die in der Sommerprognose prognostizierten 2.7%. Der starke Gegenwind und die grossen Unsicherheiten, die die Nachfrage nach wie vor bremsen, wird die Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Monaten weiter dämpfen, sodass das BIP-Wachstum im Jahr 2023 sowohl in der EU als auch in der Eurozone voraussichtlich insgesamt nur 0.3% erreichen wird. Das Wirtschaftswachstum wird voraussichtlich bis 2024 allmählich wieder an Fahrt gewinnen und im Durchschnitt 1.6% in der EU und 1.5% im Euroraum betragen.
Daniel Beck, Mitglied der Geschäftsleitung
Quelle: Europäische Kommission, Statista und S&P Global
United Kingdom
USA
Die Inflation hat ‘gepeaked’
Der S&P Global Gesamt-Einkaufmanagerindex (Composite PMI) für die USA ist im November auf 46.30 Punkte gefallen (Oktober 48.20). Vor allem der starke Rückgang der neuen Aufträge zeigt, dass die aufgrund des höheren Zinsniveaus erwartete Wirtschaftsabschwächung zu greifen beginnt. Indexwerte unter 50 signalisieren eine schrumpfende Wirtschaft in 6 Monaten. Positiv zu werten sind die rückläufigen Input-Preiskomponenten und die gestiegenen Erwartungen der Manager betreffend künftiger Geschäftsentwicklung.
Wie erwartet, ist die US Wirtschaft im 3. Quartal 2022 wieder gewachsen, und zwar mit einer annualisierten Rate von +2.6%. Im 2. Quartal war sie noch 0.6% gesunken. Für das 4. Quartal wird vom SPF (Survey of Professional Forecasters November 2022) noch ein annualisiertes Wachstum von +1% erwartet. Für das nächste Jahr wird in den ersten zwei Quartalen mit einer nur noch minim wachsenden Wirtschaft gerechnet (+0.2%), für das zweite Halbjahr aber bereits wieder mit Zuwachsraten von +0.9% im 3. Quartal und +2.1% im 4. Quartal.
Nachdem die Inflation in den USA im Juni dieses Jahres ein Hoch von 9.1% erreichte, hat sie in den letzten Monaten sukzessive nachgelassen und betrug im Oktober noch +7.7% (die Kerninflation ohne Nahrungsmittel und Energie lag bei +6.2 %). Die starken Zinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank (letztmals im November auf 4%) fangen an zu greifen. Der Zinshöhepunkt der kurzfristigen Zinsen (Fed Fund Rate) in diesem Erhöhungszyklus, welcher im ersten Quartal 2023 erwartet wird, liegt mittlerweile bei 4.75-5%. Aufgrund dieser Entwicklung erwartet derzeit die Mehrheit der Markteilnehmer, dass der Fed Fund Rate an der nächsten Fed-Sitzung vom 14.12. um ‘lediglich’ 0.5% auf 4.5% erhöht wird. Die Inflationszahlen für den November, welche am 10.12. publiziert werden, können die diesbezüglichen Erwartungen aber noch verändern. Für 2022 erwartet der SPF eine durchschnittliche Inflation von +7.7% und +3.4% für 2023 (Kerninflation +6.3% im 2022 und +3.5% im 2023).
Im dritten Quartal des laufenden Jahres haben gemäss FactSet 69% der S&P 500 Unternehmen die Gewinnerwartungen und 71% die Umsatzerwartungen geschlagen. Die Gewinne wuchsen damit gegenüber dem Vorjahresquartal nur um +2.2% (gegenüber +3.5%, die noch im September erwartet wurden). Für das 4. Quartal wird mit einem Gewinnrückgang von -1.1% gerechnet, im 1. und 2 Quartal 2023 mit einem bescheidenen Gewinnwachstum von 2.3% und 1.5% und in der zweiten Jahreshälfte wieder mit hohen einstelligen Wachstumsraten. Dadurch ist das Kurs-/Gewinnverhältnis des S&P 500 auf Basis der für die nächsten 12 Monate erwarteten Gewinne auf 17.2 gestiegen, was aber immer noch unter dem Fünfjahresdurchschnitt von 18.5 und nur knapp über dem Zehnjahresdurchschnitt von 17 liegt.
Der Arbeitsbericht für November wird weitere Aufschlüsse darüber geben, ob die Zinserhöhungen der letzten Monate den überhitzten Arbeitsmarkt bereits abzukühlen vermochten. Ende Oktober lag die Arbeitslosigkeit immer noch bei historisch tiefen 3.7% und die Anzahl offener Stellen betrug 10.7 Mio. Das SPF erwartet, dass im 4. Quartal 2023 keine neuen Stellen mehr geschaffen werden.
Fed Fund Rate: +4.0%
GDP 2022(IWF): +1.6%
Inflation 2022 (SPF): +7.7%
Unser Fazit: Neutral
Wir erwarten, dass aufgrund der restriktiven Geldpolitik die Inflationszahlen im nächsten Jahr weiter substantiell zurückgehen und die Fed ab Mitte 2023 die Geldpolitik wieder zu lockern beginnt. Das derzeitige Kursniveau nimmt eine leichte Rezession in der ersten Jahreshälfte bereits vorweg. Durch die nach wie vor bestehenden Inflations- und Wachstumsunsicherheiten, dürften die Märkte in den nächsten Wochen aber weiter volatil bleiben. Sobald sich die Inflationszahlen deutlich zurückbilden, ist mit einer weiteren Markterholung zu rechnen.
Dr. Patrick Huser, CEO
Quelle: Statista, Survey of Professional Forecasters und FactSet
China
Neue staatliche Ausrichtung
Ein ungünstiges Umfeld hat das ganze Jahr China gekennzeichnet. Die strenge Corona Politik hat die wirtschaftliche Entwicklung erheblich erschwert. Zudem hat der Umbruch im Immobiliensektor an Heftigkeit zugenommen. Die weltweit höheren Energiepreise haben sich auch in einer schwächeren Auslandsnachfrage niedergeschlagen. Diese Faktoren haben das chinesische BIP-Wachstum gebremst und es dürfte für dieses Jahr deutlich unter 5.0% liegen und wird die Erwartungen bei weitem verfehlen. Der IMF geht von einem Wachstum von nur noch 3.2% aus.
Der Parteikongress im Oktober markierte einen Wandel in der Wirtschaftspolitik. In mehreren Industrieländern ist ein Übergang von Just-in-Time zu Just-in-Case zu beobachten, was auf die Instabilität der Lieferketten im Zusammenhang mit den Lockdowns zurückzuführen ist. Zum anderen betrachten die USA und ihre Verbündeten China als Rivalen und verfolgen zunehmend eine protektionistische Handelspolitik. China versucht daher, seine Wirtschaft vermehrt auf die Inlandsnachfrage auszurichten. Für den Fünfjahresplan wurde die Strategie der Dual Circulation entwickelt, bei der die Binnen- und die Aussenwirtschaft gleichwertig gefördert werden. Die People’s Bank of China wird, im Gegensatz zu den westlichen Zentralbanken, die Geldpolitik weiter lockern, um die Wirtschaft zu unterstützen. Der Wechselkurs des Renminbis wird gegenüber dem USD weiter leicht an Wert verlieren und so die Exporttätigkeit unterstützen.
IMF Konjunkturprognose
BIP 2022 +3.20%
Inflation +2.20%
Shibor +2.18%
Unser Fazit: Negativ
Die Auswirkungen der rigorosen Corona Politik und die Turbulenzen im Immobiliensektor bremsen die wirtschaftliche Entwicklung. Die Neubesetzung des Politbüros im Oktober signalisiert, dass der Staat zukünftig wieder eine grössere Rolle in der chinesischen Wirtschaft spielen wird. Ein BIP-Wachstum für 2023 von 5% scheint daher sehr ambitioniert. Die tiefe Bewertung der Aktienmärkte wiederspiegelt die grossen politischen Risiken. Wir empfehlen momentan keine Neuanlagen zu tätigen.
Dino Marcesini, Partner
Quelle: IMF und LLB
Japan
Unter positiven Vorzeichen!
Covid, die politische Krise, und der Reformstau, sollten langsam überstanden sein. Die drittgrösste Volkswirtschaft zeichnete sich jahrzehntelang durch deflationäre Tendenzen und eine gefühlte wirtschaftliche Stagnation aus. Im Gegensatz zum Rest der Welt hält darum die japanische Zentralbank (BoJ) an der expansiven Geldpolitik fest. Die Inflation, welche mit 3% vergleichsweise klein ist, ist in Japan willkommen. Es wird bewusst in Kauf genommen, dass der Yen stark abwertet. Gegen den USD hat die Währung fast 25% seit Beginn des Jahres verloren.
Japan ist ein rohstoffarmes Land, muss darum sowohl Nahrungsmittel als auch andere Rohstoffe aus dem Ausland importieren. Dieser Umstand führte in der Vergangenheit dazu, dass das Land sich früh für den weltweiten Handel öffnete und eine der ersten grossen Exportnationen der Welt wurde. Das Land gilt als Treiber und Vorreiter des technologischen Fortschritts, und fokussiert sich auf Mega-Trends wie Robotik, Wasserstoff und künstliche Intelligenz.
Auch die japanische Regierung hat in den letzten Wochen ein Sonderbudget von über USD 198 Mrd. beantragt und verabschiedet, dies ist laut F&W ca. 5.3% des japanischen BIPs. Mit diesen Massnahmen soll die Binnennachfrage auf Jahre hinaus gesichert sein.
Das Umfeld (tiefe Zinsen, expansivere Geldpolitik, ein Fiskalpaket und ein schwacher Yen) ist für die Börse und die Wirtschaft positiv. Die japanischen Aktien haben im Vergleich zu anderen Indizes im Jahr 2022 nur gering korrigiert. Die Bilanzen der japanischen Unternehmen sind in guter Verfassung und die Berichtssaison der Unternehmen war zufriedenstellend, allein die Nettogewinne waren leicht unter den Analystenerwartungen.
BIP 2021 USD 4,9 Mrd.
Inflation Oktober 2022 3.7%
Japanischer Leitzins -0.1%
Unser Fazit: Positiv
Das Land sollte seine Krisen langsam überstanden haben, und bietet Anlegern eine gute Chance als Diversifizierung in ein Portfolio beigemischt zu werden.
Mimi Haas, Lic. rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: F&W, Reuters und Bloomberg
Schwellenländer
Unterschiedliche Geschwindigkeit
Indien ist nach China die zweitgrösste Volkswirtschaft in den Schwellenländeraktienindizes. Die indische Wirtschaft profitierte dieses Jahr von einer raschen Aufhebung der Covid Massnahmen. Als strategischer Handelspartner von Russland kann Indien Öl und Gas mit grossen Preisabschlägen beziehen, was sich dämpfend auf die Inflationsentwicklung auswirkt. Zudem zeichnet sich das Land als Gewinner der geplanten Diversifizierung der Produktion ab, die von den internationalen Firmen angestrebt wird. Der Ausbau des Industriesektors wird die Wirtschaftsdynamik beschleunigen. Unter den grossen Schwellenländern wird Indien das stärkste Wirtschaftswachstum aufweisen. Die Experten erwarten für das nächste Jahr eine Expansionsrate von 6.0% nach 6.8% für 2022.
Lateinamerika steuerte dieses Jahr unauffällig durch das turbulente weltwirtschaftliche Umfeld. Die Leitzinsen wurden bereits kräftig erhöht. Die diesjährigen Jahresdurchschnittswerte der Inflation von rund 8% in Mexiko und 9.5% in Brasilien lassen sich mit den Daten aus den USA und Europa vergleichen, wobei besonders in Brasilien die Tendenz klar nach unten zeigt. Das sollte der Notenbank Spielraum geben, bereits im Jahr 2023 die Leitzinsen zu senken.
Unser Fazit: Neutral
Indien nutzt die geopolitischen Spannungen für günstige Energieimporte aus Russland. Das Land dürfte als Standort für die international tätigen Unternehmen profitieren, welche die Diversifikation der Produktionsstätten vorantreiben. Das Wirtschaftswachstum wird dynamisch bleiben. In Lateinamerika profitierte Brasilien dieses Jahr von den hohen Rohstoffpreisen, was sich 2023 nicht wiederholen wird. Der im Herbst gewählte Lula wird am 1.1.2023 sein Amt antreten und wird zum dritten Mal Staatspräsident. Grosse Hoffnungen für Wirtschaftsreformen bestehen jedoch nicht. Der IMF geht von einem BIP-Wachstum von lediglich 2% für die nächsten Jahre aus. Brasilien sollte demnach untergewichtet werden.
Dino Marcesini, Partner
Quelle: IMF und LLB
Aktien
Setzen sich die Bullen wieder durch?
Zurzeit findet ein Tauziehen zwischen Bullen und Bären statt. Für viele ist es ein verwirrender Markt, voller Hoffnungen und Ängste. Die Frage ist nicht, wie sich die Wahrnehmung von Monat zu Monat ändert, sondern vielmehr: Ist irgendetwas, was die Fed oder die EZB tut, geeignet, eine Abschwächung der Wirtschaft zu verhindern? Die Bären misstrauen dem und befürchten steigende Zinssätze durch die verschärfte Geldpolitik der Notenbanken, den Liquiditätsrückbau im Markt wegen der Rücknahme der «Quantitative Easing» Programme des FED und der EZB und vor allem eine anhaltende Rezession. Die Bullen sehen die aktuelle hohe Netto-Pessimismusquote von -22% (Haver Analytics), die bereits erwartete und möglicherweise in den Kursen bereits eskomptierte Rezession, neue Hoffnung für tiefere Inflation seit den letzten Berichten und Aktienrückkaufspläne aufgrund tiefer Bewertung einiger Unternehmen als Chance. So bewerten die Bären die kürzliche Aktienerholung als zwischenzeitliches Bärenrally und die Bullen sehen sich ohnehin bestätigt.
Die Aktienmärkte haben sich im Oktober und November kräftig von den Tiefstständen erholt, der EuroStoxx600 und der S&P sind um 15% gestiegen. Der Treiber war die überraschend besser ausgefallenen US Inflationszahlen und der Umstand, dass die Wirtschaft doch noch etwas abkühlt und die Zentralbanken die Zinserhöhungen weniger energisch durchführen lassen. Die jüngsten Entlassungen in verschiedenen Branchen werden auch als zusätzliche Abkühlung in den überhitzten Bereichen verstanden und vorerst positiv aufgenommen. Grosse US-Tech-Unternehmen bauen nach einem Jahr mit rasanten Neueinstellungen und üppigen Ausgaben aufgrund des pandemiebedingten Wachstums Personal ab. Im November wurden mehr als 25.000 Tech-Mitarbeiter entlassen, unter anderem bei Meta, Amazon und Twitter, was etwa doppelt so viele sind wie im Oktober. Auch US-amerikanische und europäische Investmentbanken bauen Stellen ab und kürzen Boni, da die Erträge aus Beratungs- und Emissionsgeschäften aufgrund der Verlangsamung der Kapitalmärkte und der M&A-Aktivitäten einbrechen.
Unser Fazit: Leicht Positiv
Allgemein sind wir für die Aktienmärkte kurzfristig und auf 12 Monate leicht positiv. Dabei favorisieren wir die kontinentaleuropäischen Börsen, da sie eine deutlich tiefere Bewertung als die US Börsen aufweisen und auch aufgrund der schwächeren Währung bessere Konkurrenzchancen auf dem Weltmarkt haben.
Wirtschaftlicher und geopolitischer Gegenwind wie die COVID-19-Pandemie und der Russland-Ukraine-Krieg werden aber auch im Jahr 2023 die globalen Strukturen und Beziehungen umgestalten. Sieben übergreifende Themen werden nach unserer Ansicht das wirtschaftliche und risikoreiche Umfeld im nächsten Jahr bestimmen: Herstellung der globalen Sicherheit, das Lösen der Energiekonflikte, die Lieferketten wieder aufeinander abzustimmen, sich neu formierende Arbeitsmärkte, der Aufbau von finanzierbaren Gesundheitsversorgungen, Verbesserung des Umweltmanagement und wirtschaftliche Dissonanzen. In diesen Bereichen werden vor allem westlich orientierte Märkte Ihre Investitionen erheblich steigern. Vor allem die «grünen» Investitionen dürften wieder in den Vordergrund treten.
Rico Albericci, CEFA
Quelle: S&P, Citigroup, MarketMap, IMF, und Chefinvest
Zinsen
Revival: Traditionelle Rolle als Diversifikator?
Staatsanleihen
Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden die Zentralbanken die Leitzinsen bis zum Ende des Jahres 2022 anheben. Dieses Verhalten wird sich erst ändern, wenn die Inflation zurück geht. Durch die Realzinsen beeinflusst, werden die Renditen ihren Aufwärtstrend fortsetzen, wenn auch verlangsamt. Europa hat einen etwas grösseren Spielraum zur Straffung als die USA.
Unser Fazit: Neutral
Investment-Grade-Anleihen (IG)
Unternehmensanleihen sind mittlerweile wieder attraktiv bewertet. Für Anleger, welche die Attraktivität europäischer Unternehmensanleihen nutzen möchten, können diese in USD eine interessante Lösung sein. Für risikoreichere Anleger sind Kredittitel mit dem Rating von BBB zu BB eine gute Anlagechance, da hier das beste Verhältnis zwischen impliziten und realisierten Ausfallprämien vorliegt. Des Weiteren ist in kürzeren Laufzeiten ein höheres Potential an Renditen zu finden.
Unser Fazit: Neutral. Wir sind bei Investment-Grade-Anleihen (IG) im Augenblick neutral. Bei einer Anlage in diese Titel empfehlen wir eine kürzere Laufzeit.
High Yield Anleihen (HY)
Die Spreads der HY Anleihen bewegen sich auf den Niveaus früherer Rezessionen. Die Anlageklasse ist weiterhin problematisch, da globale Wachstumsrisiken, hohe Inflation und weiterhin höhere Leitzinsen als Renditetreiber die Nachfrage nach Unternehmensanleihen bremsen.
Unser Fazit: Positiv. HY Anleihen können eine gute Diversifikation in einem Bondportfolio sein. Dabei sollte man auf eine höhere Qualität in dem Segment und eine kürzere Duration setzen.
Emerging Markets Anleihen (EM)
EM bieten einen Renditeaufschlag für ein höheres Ausfall- und Währungsrisiko. Durch die robusten Fundamentaldaten und die Erwartung, dass es nicht zu einer schweren Rezession kommt, wird diese Anlageklasse unterstützt. Die höheren Coupons dieser Anlageklasse entschädigen den Anleger für das höhere Risiko.
Unser Fazit: Positiv für risikoreichere Anleger. Wir erachten es als interessant, in EM in Hartwährungen zu investieren. Um das Risiko des Ausfalls zu reduzieren, sollten ETFs in Betracht gezogen werden und die Kreditqualität genau geprüft werden.
Mimi Haas, Lic. rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quelle: Reuters, IMF und Financial Times
Währungen
Safe Haven, Zentralbanken und Zinsen beeinflussen weiterhin
EUR/USD (01.12.2022: 1.05)
Der USD hat in den letzten Wochen leicht nachgegeben. Die Inflationszahlen in den USA waren im November unerwartet gut ausgefallen. Dies führt dazu, dass die FED die Zinserhöhungen verlangsamen wird. Der Leitzins wird aber trotzdem in den USA höher sein und somit der Zinsvorteil anhalten.
Unser Fazit: Neutral. Die bestehende Zinsdifferenz und die geopolitische Lage stärken den Dollar weiterhin, allerdings ist für nächstes Jahr zu sagen, dass das weitere Aufwärtspotential begrenzt ist.
EUR/ CHF (01.12.2022: 0.99)
Die Konjunkturabschwächung in der Eurozone wird weiterhin bestehen bleiben. Kein Faktor wie z.B. Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, ist gelöst. Die Schweizer Nationalbank hat ein grösseres Potential die Zinsen anzuheben, da die Wachstumsperspektiven in der Schweiz besser sind als im Euroraum. Die Schweiz hat einen soliden Leistungsbilanzüberschuss. Das sich eintrübende Umfeld stärkt den Franken zusätzlich als Safe Haven Anlage.
Unser Fazit: Negativ. Solange das oben genannte Szenario anhält, wird der Franken stark bleiben; es kann in den nächsten Monaten sogar passieren, dass er sich noch leicht aufwertet.
USD/CHF (01.12.2022: 0.94)
Auch gegenüber dem CHF hat der USD leicht nachgegeben. Die geldpolitische Straffung in den USA wird sich sicherlich verlangsamen. Der Zins in der Schweiz ist seit diesem Sommer wieder positiv, aber auf einem viel niedrigerem Niveau. Dies wird sich auch in den kommenden Wochen nicht ändern. Die Zinsdifferenz führt zu einem weiterhin leicht stärkeren Dollar.
Unser Fazit: Negativ. Dies wird weiterhin so bleiben.
Mimi Haas, Lic. rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quelle: Market Map und Financial Times.
Öl
Die Marktkräfte setzten sich gegen die OPEC+ durch
Trotz der Drosselung der Ölproduktion ab November um 2 Mio. Fass pro Tag durch die OPEC+, ist der Ölpreis weiter auf 80 USD per Fass Brent Öl gefallen. Dies hat vor allem mit der Abschwächung der Weltkonjunktur und damit der Nachfrage (vor allem aus China) zu tun, wohl aber auch mit den bisher milden Herbsttemperaturen. Für den Westen ist diese Entwicklung willkommen, trägt sie doch zu weiter abnehmendem Inflationsdruck bei. Mit dem am 5.12. in Kraft tretenden Ölembargo gegen russisches Öl gilt es aber 1 bis 3 Mio. Fass russisches Öl zu ersetzen.
Unser Fazit: Neutral
Wir erwarten, dass die Ölpreise über die Wintermonate seitwärts tendieren, ab Frühjahr 2023 aufgrund abnehmender Nachfrage aber mit weiter rückläufigen Öl Notierungen.
Dr. Patrick Huser, CEO
Quelle: F&W
Edelmetalle
Rebound von Gold und Platin
Gold hat sich seit dem Jahrestiefst knapp über USD 1'600 oz. Anfang November positiv entwickelt. Dies dank gewisser Erholung in den chinesischen und indischen Märkten als auch im Mittleren Osten. Ausserdem decken sich diverse Zentralbanken wieder stärker mit dem gelben Edelmetall ein.
Platin hat sich im 4. Quartal stark gesteigert und sollte in die Gewinnzone für dieses Jahr kommen. Die Verknappung der südafrikanischen Produktion als auch eine Steigerung in der Autoproduktion helfen dem Edelmetall zur Zeit.
Unser Fazit: Positiv
Weiterhin bleiben die beiden Edelmetalle interessant zu Diversifikationszwecken und sind auch zukünftig ein gutes Asset im Portefeuille.
Andreas Betschart, Business Manager
Quelle: Credit Suisse
Begrifferklärungen
bbl: 1 Barrell = 158,987294928 Liter
Bp: Basispunkte
BIP: Bruttoinlandprodukt
BIZ: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist eine Internationale Organisation des Finanzwesens. Eine Mitgliedschaft ist Zentralbanken oder vergleichbaren Institutionen vorbehalten.
CAIB: Der CAIB basiert auf einer von Chefinvest entwickelten gewichteten Multifaktorberechnung, die anhand eines Scoringmodells laufend bewertet wird. Die Bandbreite beträgt -1 bis +1. Ein Minuswert deutet zukünftig auf eine höhere Wahrscheinlichkeit schwächerer Aktienrenditen hin und umgekehrt.
EM-Anleihen: Anleihen von Schwellenländern. Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist.
HY-Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen als BB+ oder schlechter eingestuft.
IG-Anleihen: Investment Grade Anleihen sind sämtliche Anleihen, die mit einer guten bis sehr guten Bonitätsnote (Rating) versehen sind. Als Investment Grade Bereich gelten die Rating Klassen AAA bis BBB-.
IHS Markit: Börsenkotiertes Dateninformationsdienstleistungsunternehmen
IWF: Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in den USA.
KOF: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
LIBOR: London Interbank Offered Rate ist ein in London an allen Bankarbeitstagen unter bestimmten Bedingungen ermittelter Referenzzinssatz, der unter anderem als Grundlage für die Berechnung des Kreditzinses heran-gezogen wird.
OPEC: Organisation erdölexportierender Länder (von englisch: Organization of the Petroleum Exporting Countries)
OPEC+: Die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman.
oz: Die Feinunze wird für Edelmetalle als Masseinheit verwendet und entspricht 31,1034768 Gramm.
Saron: Der Swiss Average Rate Overnight ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken.
Seco: Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft
Spread: Differenz zwischen zwei vergleichbaren ökonomischen Grössen
Tona rate: Der Tokyo Overnight Average Rate oder Japanese Yen Uncollateralized Overnight Call Rate ist ein unbesicherter Interbanken-Übernachtzinssatz und Referenzzinssatz für den japanischen Yen.
WTI: West Texas Intermediate. Hochwertige US-Rohölsorte mit einem geringen Schwefelanteil
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