Die Schweizer Wirtschaft ist robust. Das Beschäftigungswachstum überraschte positiv und die Arbeitslosigkeit liegt mit 1.90% auf Tiefststand. Die Konsumausgaben bewegen sich auf hohem Niveau und die Exporte konnten kräftig zulegen. Getragen wird die Exportindustrie von der florierenden Pharma- und Chemischen Industrie sowie von den Uhrenexporten. Negativ sind der Fachkräftemangel sowie die inflationsbedingten Kaufkraftverluste in einigen grossen Absatzmärkten. Die Frühindikatoren signalisieren für das verarbeitende Gewerbe eine Abkühlung. Die hohe Nettozuwanderung und der stabile Dienstleistungssektor sorgen dafür, dass die Schweizer Wirtschaft auch dieses Jahr ein Wachstum verzeichnen wird. Die schweizerische Nationalbank hat im Juni die Zinsen um weitere 25 Basispunkte erhöht, so dass der Leitzins auf 1.75% gestiegen ist. Die Inflation wird für dieses Jahr im Durchschnitt bei über 2.00% erwartet und liegt damit leicht oberhalb des Toleranzbandes von 0.00% bis 2.00%.
Den verhältnismässig hohen Teuerungsraten wird die SNB mit einer weiteren Zinserhöhung im September entgegnen. Zu einer Entspannung an der Inflationsfront tragen auch rückläufige Energiepreise und der starke Schweizer Franken bei. Die ersten Unternehmen haben im Juli für das 1. Halbjahr solide Ergebnisse geliefert. Der Schweizer Aktienmarkt ist im historischen Vergleich tief bewertet und bietet langfristig gute Anlagemöglichkeiten.
In der Eurozone ist die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0.10% im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Der Währungsraum ist damit in eine sogenannte technische Rezession gerutscht. Davon sprechen Ökonomen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft. Die Rezession fällt jedoch noch sehr mild aus. Volkswirte hatten mit einer Stagnation gerechnet. Im Jahresvergleich legte die Wirtschaft im Zeitraum Januar bis Ende März um revidierte 1.00% zu.
Regional betrachtet hat vor allem Deutschlands Rezession im Winterhalbjahr die Konjunktur der Eurozone belastet. Deutschland leidet aufgrund der hohen Bedeutung der Industrie besonders unter dem globalen Abbau der Lagerkapazitäten. Andererseits stützen Spanien und Italien das Wachstum im 1. Halbjahr. Beide Länder profitieren unverändert vom Zufluss erheblicher Finanzmittel aus dem EU-Aufbauplan.
Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor robust. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote war per Ende Mai mit 5.90% in der Europäischen Union (EU) und 6.50% im Euroraum auf einem historischen Tiefststand.
Die Inflation in der Eurozone hat im Juni weiter nachgelassen. Sie erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 5.50%. Im Mai hatte die Teuerung bei 6.10% gelegen. Es ist die niedrigste Inflationsrate seit Anfang 2022. Im Gegensatz zur Gesamtinflation stieg die Kernteuerung ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie wieder an. Sie erhöhte sich von 5.30% auf 5.40%, nachdem sie in den beiden Vormonaten gefallen war. Im Detail schwächte sich der Preisauftrieb allerdings breit ab. Lediglich bei Dienstleistungen war er mit 5.40% höher als im Vormonat. Lebens- und Genussmittel verteuerten sich dagegen weniger stark, ebenso industriell gefertigte Güter. Die Energiepreise fielen sogar deutlich um 5.60%.
Ein schwindender Aufschwung im Servicesektor und rückläufige Industrieproduktion sorgten im Juni für eine Stagnation in der Eurozone. Mit 49.90 Punkten nach 52.80 Punkten im Mai signalisierte der saisonbereinigte HCOB Composite PMI für die Eurozone, dass das Wirtschaftswachstum im Juni zum Erliegen gekommen ist.
Die Konjunktur im Euroraum schwächte sich zum Jahreswechsel leicht ab. Sie hat sich aber als relativ widerstandsfähig gegenüber den ausgeprägten negativen Angebotsschocks erwiesen, die die Wirtschaft getroffen haben.Auf kurze Sicht dürfte das Wirtschaftswachstum schwach bleiben, jedoch in einem Umfeld sinkender Inflation und nachlassender Angebotsstörungen im 2. Halbjahr anziehen.
In den einzelnen Sektoren stellt sich die Lage unterschiedlich dar. Im verarbeitenden Gewerbe kühlt sich die Konjunktur weiter ab, was auf die geringere globale Nachfrage und die verschärften Finanzierungsbedingungen im Euroraum zurückzuführen ist. Der Dienstleistungssektor entwickelt sich nach wie vor robust. Vom Arbeitsmarkt wird weiterhin ein kräftiger Impuls für die Wirtschaft ausgehen. Im ersten Quartal 2023 sind fast eine Million neue Arbeitsplätze entstanden.
In den von Fachleuten des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Euroraum-Projektionen vom Juni ist der Ausblick für das BIP-Wachstum für 2023 sowie 2024 leicht nach unten korrigiert und für 2025 unverändert belassen worden. Ein erheblicher Konjunktureinbruch wird aber nicht impliziert. Sie gehen davon aus, dass die durchschnittliche Jahreswachstumsrate des realen BIP 2023 auf 0.90% sinkt (nach 3.50% im Jahr 2022) und danach 2024 auf 1.50% und 2025 auf 1.60% anzieht.
Die EZB hat die Zinsen im Euroraum seit Juli 2022 achtmal in Folge angehoben – zuletzt bei ihrer Sitzung Mitte Juni - um jeweils 0.25 Prozentpunkte. Der zentrale Leitzins, also der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, stieg auf 4.00%, der Leitzins für Banken, die ihr Geld bei der EZB einlagern, auf 3.50%.
EZB-Präsidentin Lagarde sagte im Anschluss an die Juni-Sitzung, dass eine weitere Zinsanhebung "sehr wahrscheinlich" sei. Sie warnte angesichts der anhaltend hohen Inflation im Euroraum vor einem "zu schnellen" Wechsel der Geldpolitik. Die nächste EZB-Zinssitzung ist für den 27. Juli anberaumt.
Was die Inflationserwartungen anbelangt, geht die EZB davon aus, dass die Gesamtinflation im Jahr 2023 durchschnittlich 5.40%, 2024 3.00% und 2025 2.20% betragen wird. Der Abwärtseffekt aus den niedrigeren Annahmen für die Energiepreise wird durch Aufwärtskorrekturen bei Nahrungsmitteln und der Kerninflation überkompensiert. Es ist weiterhin ein starker Preisdruck zu verzeichnen. Die Kerninflation wird den Projektionen zufolge im Jahr 2023 bei 5.10% liegen, bevor sie 2024 auf 3.00% und 2025 auf 2.30% zurückgehen sollte.
Quellen: Europäische Kommission, Statista, HCOB, S&P Global Stand 17.07.2023
United Kingdom
USA
Die Bullen sind zurück
Im Juni erreichte gemäss Markit Economics der S&P Global US Composite PMI einen Wert von 53.20 Punkten (0.20 Punkte besser als erwartet aber 1.30 Punkte tiefer als noch im Mai). Das gute Abschneiden ist wiederum auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der sich im Juni gegenüber dem Vormonat von 54.90 auf immer noch solide 54.40 Punkte leicht abschwächte. Das produzierende Gewerbe hat sich in diesem Zeitraum demgegenüber weiter von 48.40 auf 46.30 Punkte abgeschwächt und befindet sich damit klar unter dem Expansionsschwellenwert von 50.00. Der konjunkturelle Vorlaufindex zeigt damit, trotz der restriktiven Geldpolitik des Fed, erfreulicherweise weiterhin immer noch eine expandierende Wirtschaftsaktivität an.
Die Inflationsrate ist im Juni gegenüber dem Vormonat weiter um ganze 1.00% auf 3.00% gefallen (erwartet wurden 3.10%). Die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) ist in dieser Zeitperiode hingegen nur leicht um 0.50% auf 4.80% zurückgekommen. Ein Rückgang der Mieten, welche im Juni noch für über 50.00% der Kernteuerung verantwortlich waren, wird im zweiten Halbjahr aber auch die Kernrate weiter senken.
Der Arbeitsmarkt in den USA ist trotz den stark gestiegenen Zinsen in ausgezeichneter Verfassung. Die Arbeitslosenquote im Juni betrug 3.60% (Mai 3.70%) und es wurden im Juni immer noch 209'000 neue Stellen geschaffen (ohne Landwirtschaft). Damit zeigt sich zwar eine durch das geldpolitische Bremsmanöver des Fed erwartete Beruhigung des Arbeitsmarktes, aber auch eine nach wie vor erstaunliche Resilienz. Weiterhin hat es fast zweimal soviel offene Arbeitsstellen wie Stellensuchende, was aber auch weiter steigende Löhne indiziert.
An der letzten Sitzung des Fed vom 14.6.2023 hat das Fed erwartungsgemäss eine Pause in dem über einem Jahr dauernden Zinserhöhungszyklus eingelegt. Ihr Vorsitzender Jerome Powell machte aber klar, dass es sich voraussichtlich nur um eine Pause handle und dieses Jahr noch mit ein bis zwei weiteren Zinserhöhungsschritten um je 0.25% zu rechnen ist. Im Markt wird für die obere Bandbreite der Fed Fund Rate derzeit aber nur noch eine Zinserhöhung von 5.25% auf 5.50% an der nächsten Sitzung der Zentralbank vom 26.7. erwartet.
Für das zweite Quartal 2023 werden gemäss Factset von den Analysten ein durchschnittlicher Gewinnrückgang der im S&P 500 Index repräsentierten Gesellschaften von 7.10% erwartet. Die ersten veröffentlichten Gewinnzahlen deuten aber aufgrund von besser als erwarteten Zahlen, auf einen viel kleineren Rückgang von nur knapp 2.00% hin. Ab dem 3. Quartal wird sodann wieder mit einem positiven Gewinnwachstum gerechnet.
Das Bruttoinlandprodukt ist im ersten Quartal 2023 2.00% gewachsen. Für das zweite Quartal soll es gemäss GDP Now Model der Federal Reserve Bank of Atlanta gar 2.30% betragen.
GDP 2023(IWF): +1.60% (E) Inflation 2023(IWF): +4.50% (E) Fed Fund Rate: +5.25%
Unser Fazit:
Die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt in den USA trotzen dem geldpolitischen Gegenwind erstaunlich gut. Dies hat wohl auch mit den billionenschweren postpandemischen Fiskalpaketen zu tun. Ob es überhaupt zu der schon lange vorhergesagten Wirtschaftsverlangsamung (Soft Landing) oder gar eigentlichen Rezession kommt, wird von weiter sinkenden Inflationsraten abhängen bzw. dem davon gewonnen Spielraum der Fed für Zinssenkungen. Wir erwarten weiter fallende Inflationsraten. Derweil stützen in der zweiten Jahreshälfte wieder steigende Unternehmensgewinne die Aktienbewertungen.
Quellen: Markit Economics, IWF World Economic Outlook July 2023, FactSet Stand 17.07.2023
China
Aufholeffekte lassen nach
Die Volkswirtschaft ist im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal nur 0.80% gewachsen. Das Ziel der Regierung, dieses Jahr ein Wachstum von 5.00% zu erreichen, scheint sehr ambitioniert zu sein. Die Hoffnungen, nach einem guten Start im 1. Quartal, sind verflogen. Die Binnennachfrage ist schwach und auch im Immobiliensektor läuft es nicht rund. Die Bauinvestitionen sind gegenüber dem Vorjahr tiefer und die Leerstandsquote hat sich noch nicht verringert. Die Arbeitslosenquote hat bei jungen Leuten stark zugenommen und liegt bei über 20.00%. Die ausländischen Direktinvestitionen sind seit Jahresanfang eingebrochen und auch die Exporte schrumpfen. Insgesamt ist die Datenlage schlecht und hat die Zentralbank dazu bewogen, im Juni den Leitzins zu senken. Gemäss Aussagen des Vizegouverneurs werden die antizyklischen Anpassungen verstärkt. Die Kreditvergabe an KMU soll stimuliert werden.
Die chinesische Wirtschaft ist im 2. Quartal unter Druck geraten. Da die Inflation im Gegensatz zu anderen Volkswirtschaften bei null liegt, hat die Zentralbank den Spielraum die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft zu stimulieren. Der Yuan hat gegenüber dem USD und dem EURO an Wert verloren. Dies könnte die Exportindustrie stützen. Die tiefe Bewertung des chinesischen Aktienmarktes widerspiegelt die angespannte Wirtschaftssituation und die politischen Risiken. Wir empfehlen zurzeit keine Anlagen im chinesischen Markt.
Die Japanische Nationalbank geht Ihren Sonderweg, behält sie recht?
Japan ist das einzige Land, das weiterhin auf Negativzinsen setzt und weiterhin mit Anleihenkäufen interveniert. Die jahrzehntelange Erfahrung mit einer Deflation prägt die Strategie der Japaner und diese verfolgen geduldig ihre Geldpolitik, auch wenn die Kerninflation hartnäckig über 3.00% liegt. Der Yen hat dieses Jahr bereits ca. 8.00% an Wert gegenüber dem Dollar eingebüsst. Dies schafft vor allem bei den japanischen Exporteuren einen Vorteil. Diese können die Margen trotz der gestiegenen Preise halten oder ausbauen, was zur Folge hat, dass der Konjunkturmotor im Moment brummt. Das BIP von Japan hat im ersten Quartal annualisiert real um 1.60% gegenüber dem Vorquartal zugenommen; kaum ein anderes Industrieland kann da mithalten. Die japanischen Unternehmen schütten vermehrt ihre Liquiditätsreserven an die Aktionäre aus. Das KGV von ca. 15 ist weiterhin eher niedrig für die Aktien. Dies alles führt zu einem Hoch am Aktienmarkt.
Japan ist immer noch unterbewertet und zu wenig repräsentiert in den Portfolios, im Vergleich zu anderen Märkten. Der Markt bietet eine gute Gelegenheit für mittelfristig orientierte Investoren. Wenn auch das Potential geringer ist als zu Beginn von 2023.
Quellen: F&W, Market Map und Bloomberg Stand 17.07.2023
Schwellenländer
Konjunkturtiefpunkt überwunden
In den letzten Monaten hat sich die Inflation dank sinkender Nahrungsmittel-, Energie- und Güterpreise zurückgebildet. Nachdem einige Zentralbanken bereits im Jahr 2021 zu aggressiven Zinserhöhungen gezwungen waren, zeichnet sich nun eine Entspannung ab. In Lateinamerika könnten in den kommenden Monaten die ersten Zinssenkungen angekündigt werden, während in den asiatischen Ländern erst im nächsten Jahr damit gerechnet wird. Insgesamt überraschten die Konjunkturdaten im 1. Quartal und die Wirtschaft dürfte im 2.Quartal auch zugelegt haben, so dass vor allem für die asiatischen Länder ein Wirtschaftswachstum von knapp 5.00% für das ganze Jahr realistisch erscheint. Viele Länder werden dort von Investitionen aus dem Westen profitieren, da die Lieferketten neu aufgebaut werden, um eine einseitige Abhängigkeit von China zu verringern. Dies wird viele Jahre in Anspruch nehmen.
Unser Fazit:
Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich insbesondere in den asiatischen Ländern aufgehellt. Die Aktienmärkte sind günstig bewertet.
Die Weltwirtschaft hat die pessimistischen Erwartungen der meisten Anleger übertroffen. Die grössten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet: So war das US-Finanzministerium in der Lage, seine Kassen, dank einer Vereinbarung über die Schuldenobergrenze, um mehr als 500 Milliarden Dollar aufzufüllen. Notabene ohne die Einlagen der Banken abzuschöpfen, denn kurzfristige Kreditgeber reduzierten ihre Inanspruchnahme einer wichtigen Kreditfazilität der Fed über Nacht. Und weltweit wird ein starker Rückgang der Inflation aufgrund tieferer Energiepreise verzeichnet, wenn auch die Kernrate noch nicht auf das gewünschte Niveau gesunken ist. Die gute Nachricht dabei ist, dass ein Rückgang der Kerninflation bevorsteht. So ist zu erwarten, dass Zinserhöhungen nun weniger aggressiv durchgesetzt werden und einige Zentralbanken mit der Abkehr von der restriktiven Geldpolitik im 2024 beginnen werden. Sogar die Arbeitsmärkte entspannen sich langsam, auch wenn die Beschäftigungsquote immer noch hoch bleibt. Einige Aktienmärkte profitieren im Moment sogar davon, dass sich die Inflation schneller verlangsamt als der Arbeitsmarkt.
In den kommenden Wochen werden die Quartalsberichte von grossen US-Technologieunternehmen, Industrieunternehmen und Einzelhändlern veröffentlicht. Dabei wurden die Analystenschätzungen der Wall Street für die anstehenden Gewinnmeldungen bereits im 2. Quartal etwas reduziert. Dennoch wird es angesichts der sinkenden Inflation und der sich abschwächenden Konjunktur für die Unternehmen etwas schwieriger sein, die Gewinnspannen zu halten. Natürlich können die Unternehmensgewinne im dritten Quartal überraschen, aber es wird für viele Unternehmen einen besonderen Effort benötigen, die prognostizierten Gewinnzahlen für das Gesamtjahr zu erreichen. Tatsächlich kann der Einsatz künstlicher Intelligenz dabei aber ein Schlüsselelement werden. Mittels verbesserter Produktionsabläufe, schnelleren Analysen und Effizienzsteigerungen, vermögen bereits einige Unternehmen das Ertragspotential zu steigern und die Kosten zu reduzieren. Sie verschaffen sich einen Konkurrenzvorteil. Gleichzeitig kann der Einsatz der künstlichen Intelligenz aber auch den Konkurrenzdruck innerhalb der Branchen erhöhen. Auf jeden Fall ist sie ein Game Changer.
Unser Fazit: selektiv kaufen
Obwohl einige US Wertschriftenhäuser ihre Aktienquote weltweit aufgrund der sich abzeichnenden Zinsentspannung erhöhen, sind wir kurzfristig etwas vorsichtiger. Unser CAIB Index weist mit 0.07 zwar ein etwas schwächeres Chancenplus auf als bei der letzten Erhebung, er liegt aber noch im positiven Bereich. Längerfristig (auf 12 Monate) sehen wir ein besseres Chancenplus von +0.10 und raten zu Aktienanlagen in den europäischen Ländern. Wir vermuten, dass allgemein die Unternehmen aufgrund verstärkter Verwendung von künstlicher Intelligenz ihre Prozesse optimieren und somit die Effizienz und die Ertragskraft steigern können. Die grössten Chancen sehen wir dabei in den Bereichen Capital Goods, General Retail, Telecoms, Tech/Hardware, Semiconductors, Medical Devices und Luxury Goods.
Quellen: S&P, Citigroup, MarketMap, IMF, und Chefinvest Stand 17.07.2023
Zinsen
Ein neuer Stabilisator im Portfolio!
Die Marktmeinung und die Meinung der amerikanischen Zentralbank driften auseinander. Während der Markt davon ausgeht, dass die Leitzinsen bis Ende 2024 150 Basispunkte niedriger sind, geht die FED eher davon aus, dass die Leitzinsen eher hoch bleiben. Wer wird recht behalten?
Staatsanleihen
Die Renditen globaler Staatsanleihen stiegen wegen der hartnäckigen Inflation und der relativ guten globalen Konjunkturdaten. Der gerade stattfindende Renditeanstieg hat einen interessanten Einstiegspunkt in dieses Segment geschaffen.
Unser Fazit: Wir sehen gute globale Staatsanleihen eher positiv.
Investment-Grade-Anleihen (IG)
Die Gewinne der IGs haben sich in letzter Zeit etwas abgeschwächt, trotzdem können sie weiterhin attraktive Erträge abwerfen. Wir bevorzugen qualitativ hochwertige Anleihen, da das Herabstufungsrisiko im bestehenden Wirtschaftsumfeld wächst und der Investor für zusätzliches Risiko kaum entschädigt wird.
Unser Fazit: Wir sind weiterhin bei Investment-Grade-Anleihen (IG) positiv und favorisieren diese mit kürzeren Laufzeiten und guter Bonität.
High Yield Anleihen (HY)
Wir rechnen weiterhin mit ähnlichen Erträgen wie bei Geldmarktanlagen. Das Ausfallsrisiko bei HY-Anleihen ist mit der Marktentwicklung gestiegen und es besteht die Gefahr einer weiteren Herabstufung des Ratings. Die höheren Coupons entschädigen dieses zusätzliche Risiko nicht.
Unser Fazit: Wir empfehlen dieses Segment in den kommenden Monaten zu meiden.
Emerging Markets Anleihen (EM)
EM bieten einen Renditeaufschlag für ein höheres Ausfall- und Währungsrisiko. Durch die robusten Fundamentaldaten und die Erwartung, dass es nicht zu einer schweren Rezession kommt, wird diese Anlageklasse unterstützt. Die höheren Coupons dieser Anlageklasse entschädigen den Anleger für das höhere Risiko. EM Anleihen profitieren von der Erwartung, dass es nicht zu einer tiefen Rezession kommen wird und Lockerungen der Pandemiepolitik in Asien. Darum können sie künftig attraktive Erträge im Vergleich zum Risiko bieten.
Unser Fazit: Wir erachten es für risikoreichere Anleger interessant, in EM in Hartwährungen zu investieren. Um das Risiko des Ausfalls zu reduzieren, sollten ETFs in Betracht gezogen und die Kreditqualität genau geprüft werden.
Quellen: Market Map, Bloomberg und F&W Stand 17.07.2023
Währungen
Setzen die Nationalbanken den Zinserhöhungen bald ein Ende?
EUR/USD (20.07.2023: 1.12)
Der EURO hat einen Teil der Verluste von 2022 seit Jahresanfang weiter aufgeholt. Für die weitere Entwicklung des Währungspaares ist zentral, ob die FED die Zinsen bald anfängt zu senken oder ob Sie auf dem Weg der hohen Zinsen bleibt. Damit ist entscheidend, wie sich die Differenz der Zinsen ausgestaltet.
Unser Fazit: Wir erwarten, dass sich das Währungspaar einpendelt.
EUR/CHF (20.07.2023: 0.96)
Die EZB ist in ihrem geldpolitischen Straffungszyklus hinter der FED. Die SNB dürfte eher weiterhin eine restriktive Geldpolitik verfolgen. Positiv für den CHF ist weiterhin der wertvolle Status einer Zufluchtswährung in unsicheren Zeiten.
Unsre Fazit: Wir erwarten, dass sich das Währungspaar einpendelt.
USD/CHF (20.07.2023: 0.86)
Die Inflation in der Schweiz ist zwar auch im ersten halben Jahr 2023 angestiegen, aber trotzdem viel moderater als in den USA. Gründe hierfür sind, dass die SNB in der Pandemie, nicht wie die USA und die Eurozone, die Konjunkturstimulierung zu exzessiv angetrieben hat. So kam es in der Schweiz auch nicht zu einer völlig übertriebenen Aufblähung der Geldmenge bzw. der monetären Liquidität, wie in vielen anderen Ländern. Damit hat die Schweiz in den Jahren 2020 und 2021 weit weniger Inflationstreiber verursacht wie die Eurozone und die USA. Die Zinsspanne zwischen dem amerikanischen und schweizerischen Leitzins ist hoch und dies wird auch weiterhin im Jahr 2023 so bleiben.
Unser Fazit: Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung des USD zum CHF, ausser die Schweizer Nationalbank ändert Ihre Politik.
Quellen: F&W, Market Map und Bloomberg Stand 17.07.2023
Öl
Die Nachfrage schwächelt
Trotz der Ankündigung von Saudi Arabien bzw. Russland, die im April beschlossenen Förderkürzungen von 1 Mio. Fass pro Tag bis in den August zu verlängern, bzw. die Exporte um 500'000 Fass pro Tag zu kürzen, bewegt sich der Ölpreis in den letzten Monaten seitwärts. Dies ist den ungewissen Wirtschaftsaussichten geschuldet und vor allem der Wachstumsschwäche in China. Die verhaltene Nachfrage balanciert das gedrosselte Angebot weiterhin aus.
Unser Fazit:
Wir erwarten weiterhin eine Seitwärtsbewegung bei Preisen zwischen 70.00 und 80.00 USD je Fass WTI Öl.
Die Gold- (am 18.7.2023 bei USD 1’962/oz.) wie auch Platinkurse (am 18.7.2023 bei USD 989/oz.) haben in den letzten Tagen nach oben tendiert und zugelegt. Sie konnten von niedrigeren US-Beschäftigungszahlen als auch vom weiter schwachen US-Dollar profitieren. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die US-Notenbank in einen Lockerungszyklus übergeht, was in der Vergangenheit zu einer Belebung der ETF-Nachfrage und somit höheren Kursen geführt hat.
Unser Fazit: Neutral
Gold und Platin können weiterhin als Absicherung im Portfoliokontext genutzt werden und werden sich im Verlauf der kommenden Monate je nach Entwicklung von Wirtschaft und US-Zinsverlauf weiter positiv entwickeln.
Andreas Betschart, Business Manager
Quellen: UBS Stand 17.07.2023
Begrifferklärungen
bbl: 1 Barrell = 158,987294928 Liter Bp: Basispunkte BIP: Bruttoinlandprodukt BIZ: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist eine Internationale Organisation des Finanzwesens. Eine Mitgliedschaft ist Zentralbanken oder vergleichbaren Institutionen vorbehalten. CAIB: Der CAIB basiert auf einer von Chefinvest entwickelten gewichteten Multifaktorberechnung, die anhand eines Scoringmodells laufend bewertet wird. Die Bandbreite beträgt -1 bis +1. Ein Minuswert deutet zukünftig auf eine höhere Wahrscheinlichkeit schwächerer Aktienrenditen hin und umgekehrt. EM-Anleihen: Anleihen von Schwellenländern. Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist. HY-Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen als BB+ oder schlechter eingestuft. IG-Anleihen: Investment Grade Anleihen sind sämtliche Anleihen, die mit einer guten bis sehr guten Bonitätsnote (Rating) versehen sind. Als Investment Grade Bereich gelten die Rating Klassen AAA bis BBB-. IHS Markit: Börsenkotiertes Dateninformationsdienstleistungsunternehmen IWF: Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in den USA. KOF: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich LIBOR: London Interbank Offered Rate ist ein in London an allen Bankarbeitstagen unter bestimmten Bedingungen ermittelter Referenzzinssatz, der unter anderem als Grundlage für die Berechnung des Kreditzinses heran-gezogen wird. OPEC: Organisation erdölexportierender Länder (von englisch: Organization of the Petroleum Exporting Countries) OPEC+: Die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman. oz: Die Feinunze wird für Edelmetalle als Masseinheit verwendet und entspricht 31,1034768 Gramm. Saron: Der Swiss Average Rate Overnight ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken. Seco: Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft Spread: Differenz zwischen zwei vergleichbaren ökonomischen Grössen Tona rate: Der Tokyo Overnight Average Rate oder Japanese Yen Uncollateralized Overnight Call Rate ist ein unbesicherter Interbanken-Übernachtzinssatz und Referenzzinssatz für den japanischen Yen. WTI: West Texas Intermediate. Hochwertige US-Rohölsorte mit einem geringen Schwefelanteil
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Schweiz
Solides Wirtschaftswachstum
Die Schweizer Wirtschaft ist robust. Das Beschäftigungswachstum überraschte positiv und die Arbeitslosigkeit liegt mit 1.90% auf Tiefststand. Die Konsumausgaben bewegen sich auf hohem Niveau und die Exporte konnten kräftig zulegen. Getragen wird die Exportindustrie von der florierenden Pharma- und Chemischen Industrie sowie von den Uhrenexporten. Negativ sind der Fachkräftemangel sowie die inflationsbedingten Kaufkraftverluste in einigen grossen Absatzmärkten. Die Frühindikatoren signalisieren für das verarbeitende Gewerbe eine Abkühlung. Die hohe Nettozuwanderung und der stabile Dienstleistungssektor sorgen dafür, dass die Schweizer Wirtschaft auch dieses Jahr ein Wachstum verzeichnen wird. Die schweizerische Nationalbank hat im Juni die Zinsen um weitere 25 Basispunkte erhöht, so dass der Leitzins auf 1.75% gestiegen ist. Die Inflation wird für dieses Jahr im Durchschnitt bei über 2.00% erwartet und liegt damit leicht oberhalb des Toleranzbandes von 0.00% bis 2.00%.
SECO Konjunkturprognose
BIP 2023: +1.10% (E)
Inflation 2023: +2.40% (E)
SNB Leitzins: +1.75%
Unser Fazit:
Den verhältnismässig hohen Teuerungsraten wird die SNB mit einer weiteren Zinserhöhung im September entgegnen. Zu einer Entspannung an der Inflationsfront tragen auch rückläufige Energiepreise und der starke Schweizer Franken bei. Die ersten Unternehmen haben im Juli für das 1. Halbjahr solide Ergebnisse geliefert. Der Schweizer Aktienmarkt ist im historischen Vergleich tief bewertet und bietet langfristig gute Anlagemöglichkeiten.
Dino Marcesini, Partner
Quellen: OECD und SECO
Stand 17.07.2023
Europäische Union
Leichte Aufhellung der Konjunktur erwartet
In der Eurozone ist die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0.10% im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Der Währungsraum ist damit in eine sogenannte technische Rezession gerutscht. Davon sprechen Ökonomen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft. Die Rezession fällt jedoch noch sehr mild aus. Volkswirte hatten mit einer Stagnation gerechnet. Im Jahresvergleich legte die Wirtschaft im Zeitraum Januar bis Ende März um revidierte 1.00% zu.
Regional betrachtet hat vor allem Deutschlands Rezession im Winterhalbjahr die Konjunktur der Eurozone belastet. Deutschland leidet aufgrund der hohen Bedeutung der Industrie besonders unter dem globalen Abbau der Lagerkapazitäten. Andererseits stützen Spanien und Italien das Wachstum im 1. Halbjahr. Beide Länder profitieren unverändert vom Zufluss erheblicher Finanzmittel aus dem EU-Aufbauplan.
Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor robust. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote war per Ende Mai mit 5.90% in der Europäischen Union (EU) und 6.50% im Euroraum auf einem historischen Tiefststand.
Die Inflation in der Eurozone hat im Juni weiter nachgelassen. Sie erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 5.50%. Im Mai hatte die Teuerung bei 6.10% gelegen. Es ist die niedrigste Inflationsrate seit Anfang 2022. Im Gegensatz zur Gesamtinflation stieg die Kernteuerung ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie wieder an. Sie erhöhte sich von 5.30% auf 5.40%, nachdem sie in den beiden Vormonaten gefallen war. Im Detail schwächte sich der Preisauftrieb allerdings breit ab. Lediglich bei Dienstleistungen war er mit 5.40% höher als im Vormonat. Lebens- und Genussmittel verteuerten sich dagegen weniger stark, ebenso industriell gefertigte Güter. Die Energiepreise fielen sogar deutlich um 5.60%.
Ein schwindender Aufschwung im Servicesektor und rückläufige Industrieproduktion sorgten im Juni für eine Stagnation in der Eurozone. Mit 49.90 Punkten nach 52.80 Punkten im Mai signalisierte der saisonbereinigte HCOB Composite PMI für die Eurozone, dass das Wirtschaftswachstum im Juni zum Erliegen gekommen ist.
BIP-Wachstum 2023: +0.90% (E)
EU Inflation 2023: +5.40% (E)
Aktueller 3 Monats Libor: +3.66%
Unser Fazit:
Die Konjunktur im Euroraum schwächte sich zum Jahreswechsel leicht ab. Sie hat sich aber als relativ widerstandsfähig gegenüber den ausgeprägten negativen Angebotsschocks erwiesen, die die Wirtschaft getroffen haben. Auf kurze Sicht dürfte das Wirtschaftswachstum schwach bleiben, jedoch in einem Umfeld sinkender Inflation und nachlassender Angebotsstörungen im 2. Halbjahr anziehen.
In den einzelnen Sektoren stellt sich die Lage unterschiedlich dar. Im verarbeitenden Gewerbe kühlt sich die Konjunktur weiter ab, was auf die geringere globale Nachfrage und die verschärften Finanzierungsbedingungen im Euroraum zurückzuführen ist. Der Dienstleistungssektor entwickelt sich nach wie vor robust. Vom Arbeitsmarkt wird weiterhin ein kräftiger Impuls für die Wirtschaft ausgehen. Im ersten Quartal 2023 sind fast eine Million neue Arbeitsplätze entstanden.
In den von Fachleuten des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Euroraum-Projektionen vom Juni ist der Ausblick für das BIP-Wachstum für 2023 sowie 2024 leicht nach unten korrigiert und für 2025 unverändert belassen worden. Ein erheblicher Konjunktureinbruch wird aber nicht impliziert. Sie gehen davon aus, dass die durchschnittliche Jahreswachstumsrate des realen BIP 2023 auf 0.90% sinkt (nach 3.50% im Jahr 2022) und danach 2024 auf 1.50% und 2025 auf 1.60% anzieht.
Die EZB hat die Zinsen im Euroraum seit Juli 2022 achtmal in Folge angehoben – zuletzt bei ihrer Sitzung Mitte Juni - um jeweils 0.25 Prozentpunkte. Der zentrale Leitzins, also der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, stieg auf 4.00%, der Leitzins für Banken, die ihr Geld bei der EZB einlagern, auf 3.50%.
EZB-Präsidentin Lagarde sagte im Anschluss an die Juni-Sitzung, dass eine weitere Zinsanhebung "sehr wahrscheinlich" sei. Sie warnte angesichts der anhaltend hohen Inflation im Euroraum vor einem "zu schnellen" Wechsel der Geldpolitik. Die nächste EZB-Zinssitzung ist für den 27. Juli anberaumt.
Was die Inflationserwartungen anbelangt, geht die EZB davon aus, dass die Gesamtinflation im Jahr 2023 durchschnittlich 5.40%, 2024 3.00% und 2025 2.20% betragen wird. Der Abwärtseffekt aus den niedrigeren Annahmen für die Energiepreise wird durch Aufwärtskorrekturen bei Nahrungsmitteln und der Kerninflation überkompensiert. Es ist weiterhin ein starker Preisdruck zu verzeichnen. Die Kerninflation wird den Projektionen zufolge im Jahr 2023 bei 5.10% liegen, bevor sie 2024 auf 3.00% und 2025 auf 2.30% zurückgehen sollte.
Daniel Beck, Mitglied der Geschäftsleitung
Quellen: Europäische Kommission, Statista, HCOB, S&P Global
Stand 17.07.2023
United Kingdom
USA
Die Bullen sind zurück
Im Juni erreichte gemäss Markit Economics der S&P Global US Composite PMI einen Wert von 53.20 Punkten (0.20 Punkte besser als erwartet aber 1.30 Punkte tiefer als noch im Mai). Das gute Abschneiden ist wiederum auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der sich im Juni gegenüber dem Vormonat von 54.90 auf immer noch solide 54.40 Punkte leicht abschwächte. Das produzierende Gewerbe hat sich in diesem Zeitraum demgegenüber weiter von 48.40 auf 46.30 Punkte abgeschwächt und befindet sich damit klar unter dem Expansionsschwellenwert von 50.00. Der konjunkturelle Vorlaufindex zeigt damit, trotz der restriktiven Geldpolitik des Fed, erfreulicherweise weiterhin immer noch eine expandierende Wirtschaftsaktivität an.
Die Inflationsrate ist im Juni gegenüber dem Vormonat weiter um ganze 1.00% auf 3.00% gefallen (erwartet wurden 3.10%). Die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) ist in dieser Zeitperiode hingegen nur leicht um 0.50% auf 4.80% zurückgekommen. Ein Rückgang der Mieten, welche im Juni noch für über 50.00% der Kernteuerung verantwortlich waren, wird im zweiten Halbjahr aber auch die Kernrate weiter senken.
Der Arbeitsmarkt in den USA ist trotz den stark gestiegenen Zinsen in ausgezeichneter Verfassung. Die Arbeitslosenquote im Juni betrug 3.60% (Mai 3.70%) und es wurden im Juni immer noch 209'000 neue Stellen geschaffen (ohne Landwirtschaft). Damit zeigt sich zwar eine durch das geldpolitische Bremsmanöver des Fed erwartete Beruhigung des Arbeitsmarktes, aber auch eine nach wie vor erstaunliche Resilienz. Weiterhin hat es fast zweimal soviel offene Arbeitsstellen wie Stellensuchende, was aber auch weiter steigende Löhne indiziert.
An der letzten Sitzung des Fed vom 14.6.2023 hat das Fed erwartungsgemäss eine Pause in dem über einem Jahr dauernden Zinserhöhungszyklus eingelegt. Ihr Vorsitzender Jerome Powell machte aber klar, dass es sich voraussichtlich nur um eine Pause handle und dieses Jahr noch mit ein bis zwei weiteren Zinserhöhungsschritten um je 0.25% zu rechnen ist. Im Markt wird für die obere Bandbreite der Fed Fund Rate derzeit aber nur noch eine Zinserhöhung von 5.25% auf 5.50% an der nächsten Sitzung der Zentralbank vom 26.7. erwartet.
Für das zweite Quartal 2023 werden gemäss Factset von den Analysten ein durchschnittlicher Gewinnrückgang der im S&P 500 Index repräsentierten Gesellschaften von 7.10% erwartet. Die ersten veröffentlichten Gewinnzahlen deuten aber aufgrund von besser als erwarteten Zahlen, auf einen viel kleineren Rückgang von nur knapp 2.00% hin. Ab dem 3. Quartal wird sodann wieder mit einem positiven Gewinnwachstum gerechnet.
Das Bruttoinlandprodukt ist im ersten Quartal 2023 2.00% gewachsen. Für das zweite Quartal soll es gemäss GDP Now Model der Federal Reserve Bank of Atlanta gar 2.30% betragen.
GDP 2023(IWF): +1.60% (E)
Inflation 2023(IWF): +4.50% (E)
Fed Fund Rate: +5.25%
Unser Fazit:
Die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt in den USA trotzen dem geldpolitischen Gegenwind erstaunlich gut. Dies hat wohl auch mit den billionenschweren postpandemischen Fiskalpaketen zu tun. Ob es überhaupt zu der schon lange vorhergesagten Wirtschaftsverlangsamung (Soft Landing) oder gar eigentlichen Rezession kommt, wird von weiter sinkenden Inflationsraten abhängen bzw. dem davon gewonnen Spielraum der Fed für Zinssenkungen. Wir erwarten weiter fallende Inflationsraten. Derweil stützen in der zweiten Jahreshälfte wieder steigende Unternehmensgewinne die Aktienbewertungen.
Dr. Patrick Huser, CEO
Quellen: Markit Economics, IWF World Economic Outlook July 2023, FactSet
Stand 17.07.2023
China
Aufholeffekte lassen nach
Die Volkswirtschaft ist im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal nur 0.80% gewachsen. Das Ziel der Regierung, dieses Jahr ein Wachstum von 5.00% zu erreichen, scheint sehr ambitioniert zu sein. Die Hoffnungen, nach einem guten Start im 1. Quartal, sind verflogen. Die Binnennachfrage ist schwach und auch im Immobiliensektor läuft es nicht rund. Die Bauinvestitionen sind gegenüber dem Vorjahr tiefer und die Leerstandsquote hat sich noch nicht verringert. Die Arbeitslosenquote hat bei jungen Leuten stark zugenommen und liegt bei über 20.00%. Die ausländischen Direktinvestitionen sind seit Jahresanfang eingebrochen und auch die Exporte schrumpfen. Insgesamt ist die Datenlage schlecht und hat die Zentralbank dazu bewogen, im Juni den Leitzins zu senken. Gemäss Aussagen des Vizegouverneurs werden die antizyklischen Anpassungen verstärkt. Die Kreditvergabe an KMU soll stimuliert werden.
IMF Konjunkturprognose
BIP 2023: +5.20% (E)
Inflation 2023: +2.00% (E)
3 Monats Shibor: +2.10%
Unser Fazit:
Die chinesische Wirtschaft ist im 2. Quartal unter Druck geraten. Da die Inflation im Gegensatz zu anderen Volkswirtschaften bei null liegt, hat die Zentralbank den Spielraum die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft zu stimulieren. Der Yuan hat gegenüber dem USD und dem EURO an Wert verloren. Dies könnte die Exportindustrie stützen. Die tiefe Bewertung des chinesischen Aktienmarktes widerspiegelt die angespannte Wirtschaftssituation und die politischen Risiken. Wir empfehlen zurzeit keine Anlagen im chinesischen Markt.
Dino Marcesini, Partner
Quellen: IMF und LLB
Stand 17.07.2023
Japan
Die Japanische Nationalbank geht Ihren Sonderweg, behält sie recht?
Japan ist das einzige Land, das weiterhin auf Negativzinsen setzt und weiterhin mit Anleihenkäufen interveniert. Die jahrzehntelange Erfahrung mit einer Deflation prägt die Strategie der Japaner und diese verfolgen geduldig ihre Geldpolitik, auch wenn die Kerninflation hartnäckig über 3.00% liegt. Der Yen hat dieses Jahr bereits ca. 8.00% an Wert gegenüber dem Dollar eingebüsst. Dies schafft vor allem bei den japanischen Exporteuren einen Vorteil. Diese können die Margen trotz der gestiegenen Preise halten oder ausbauen, was zur Folge hat, dass der Konjunkturmotor im Moment brummt. Das BIP von Japan hat im ersten Quartal annualisiert real um 1.60% gegenüber dem Vorquartal zugenommen; kaum ein anderes Industrieland kann da mithalten. Die japanischen Unternehmen schütten vermehrt ihre Liquiditätsreserven an die Aktionäre aus. Das KGV von ca. 15 ist weiterhin eher niedrig für die Aktien. Dies alles führt zu einem Hoch am Aktienmarkt.
BIP 2023: +1.60% (E)
Inflation 2023: +1.60% (E)
3 Monats Tona Rate: -0.03%
Unser Fazit: Weiterhin Positiv
Japan ist immer noch unterbewertet und zu wenig repräsentiert in den Portfolios, im Vergleich zu anderen Märkten. Der Markt bietet eine gute Gelegenheit für mittelfristig orientierte Investoren. Wenn auch das Potential geringer ist als zu Beginn von 2023.
Mimi Haas, Lic.rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: F&W, Market Map und Bloomberg
Stand 17.07.2023
Schwellenländer
Konjunkturtiefpunkt überwunden
In den letzten Monaten hat sich die Inflation dank sinkender Nahrungsmittel-, Energie- und Güterpreise zurückgebildet. Nachdem einige Zentralbanken bereits im Jahr 2021 zu aggressiven Zinserhöhungen gezwungen waren, zeichnet sich nun eine Entspannung ab. In Lateinamerika könnten in den kommenden Monaten die ersten Zinssenkungen angekündigt werden, während in den asiatischen Ländern erst im nächsten Jahr damit gerechnet wird. Insgesamt überraschten die Konjunkturdaten im 1. Quartal und die Wirtschaft dürfte im 2.Quartal auch zugelegt haben, so dass vor allem für die asiatischen Länder ein Wirtschaftswachstum von knapp 5.00% für das ganze Jahr realistisch erscheint. Viele Länder werden dort von Investitionen aus dem Westen profitieren, da die Lieferketten neu aufgebaut werden, um eine einseitige Abhängigkeit von China zu verringern. Dies wird viele Jahre in Anspruch nehmen.
Unser Fazit:
Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich insbesondere in den asiatischen Ländern aufgehellt. Die Aktienmärkte sind günstig bewertet.
Dino Marcesini, Partner
Quellen: IMF und LLB
Stand 17.07.2023
Aktien
Game Change?
Die Weltwirtschaft hat die pessimistischen Erwartungen der meisten Anleger übertroffen. Die grössten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet: So war das US-Finanzministerium in der Lage, seine Kassen, dank einer Vereinbarung über die Schuldenobergrenze, um mehr als 500 Milliarden Dollar aufzufüllen. Notabene ohne die Einlagen der Banken abzuschöpfen, denn kurzfristige Kreditgeber reduzierten ihre Inanspruchnahme einer wichtigen Kreditfazilität der Fed über Nacht. Und weltweit wird ein starker Rückgang der Inflation aufgrund tieferer Energiepreise verzeichnet, wenn auch die Kernrate noch nicht auf das gewünschte Niveau gesunken ist. Die gute Nachricht dabei ist, dass ein Rückgang der Kerninflation bevorsteht. So ist zu erwarten, dass Zinserhöhungen nun weniger aggressiv durchgesetzt werden und einige Zentralbanken mit der Abkehr von der restriktiven Geldpolitik im 2024 beginnen werden. Sogar die Arbeitsmärkte entspannen sich langsam, auch wenn die Beschäftigungsquote immer noch hoch bleibt. Einige Aktienmärkte profitieren im Moment sogar davon, dass sich die Inflation schneller verlangsamt als der Arbeitsmarkt.
In den kommenden Wochen werden die Quartalsberichte von grossen US-Technologieunternehmen, Industrieunternehmen und Einzelhändlern veröffentlicht. Dabei wurden die Analystenschätzungen der Wall Street für die anstehenden Gewinnmeldungen bereits im 2. Quartal etwas reduziert. Dennoch wird es angesichts der sinkenden Inflation und der sich abschwächenden Konjunktur für die Unternehmen etwas schwieriger sein, die Gewinnspannen zu halten. Natürlich können die Unternehmensgewinne im dritten Quartal überraschen, aber es wird für viele Unternehmen einen besonderen Effort benötigen, die prognostizierten Gewinnzahlen für das Gesamtjahr zu erreichen. Tatsächlich kann der Einsatz künstlicher Intelligenz dabei aber ein Schlüsselelement werden. Mittels verbesserter Produktionsabläufe, schnelleren Analysen und Effizienzsteigerungen, vermögen bereits einige Unternehmen das Ertragspotential zu steigern und die Kosten zu reduzieren. Sie verschaffen sich einen Konkurrenzvorteil. Gleichzeitig kann der Einsatz der künstlichen Intelligenz aber auch den Konkurrenzdruck innerhalb der Branchen erhöhen. Auf jeden Fall ist sie ein Game Changer.
Unser Fazit: selektiv kaufen
Obwohl einige US Wertschriftenhäuser ihre Aktienquote weltweit aufgrund der sich abzeichnenden Zinsentspannung erhöhen, sind wir kurzfristig etwas vorsichtiger. Unser CAIB Index weist mit 0.07 zwar ein etwas schwächeres Chancenplus auf als bei der letzten Erhebung, er liegt aber noch im positiven Bereich. Längerfristig (auf 12 Monate) sehen wir ein besseres Chancenplus von +0.10 und raten zu Aktienanlagen in den europäischen Ländern. Wir vermuten, dass allgemein die Unternehmen aufgrund verstärkter Verwendung von künstlicher Intelligenz ihre Prozesse optimieren und somit die Effizienz und die Ertragskraft steigern können. Die grössten Chancen sehen wir dabei in den Bereichen Capital Goods, General Retail, Telecoms, Tech/Hardware, Semiconductors, Medical Devices und Luxury Goods.
Rico Albericci, CEFA
Quellen: S&P, Citigroup, MarketMap, IMF, und Chefinvest
Stand 17.07.2023
Zinsen
Ein neuer Stabilisator im Portfolio!
Die Marktmeinung und die Meinung der amerikanischen Zentralbank driften auseinander. Während der Markt davon ausgeht, dass die Leitzinsen bis Ende 2024 150 Basispunkte niedriger sind, geht die FED eher davon aus, dass die Leitzinsen eher hoch bleiben. Wer wird recht behalten?
Staatsanleihen
Die Renditen globaler Staatsanleihen stiegen wegen der hartnäckigen Inflation und der relativ guten globalen Konjunkturdaten. Der gerade stattfindende Renditeanstieg hat einen interessanten Einstiegspunkt in dieses Segment geschaffen.
Unser Fazit: Wir sehen gute globale Staatsanleihen eher positiv.
Investment-Grade-Anleihen (IG)
Die Gewinne der IGs haben sich in letzter Zeit etwas abgeschwächt, trotzdem können sie weiterhin attraktive Erträge abwerfen. Wir bevorzugen qualitativ hochwertige Anleihen, da das Herabstufungsrisiko im bestehenden Wirtschaftsumfeld wächst und der Investor für zusätzliches Risiko kaum entschädigt wird.
Unser Fazit: Wir sind weiterhin bei Investment-Grade-Anleihen (IG) positiv und favorisieren diese mit kürzeren Laufzeiten und guter Bonität.
High Yield Anleihen (HY)
Wir rechnen weiterhin mit ähnlichen Erträgen wie bei Geldmarktanlagen. Das Ausfallsrisiko bei HY-Anleihen ist mit der Marktentwicklung gestiegen und es besteht die Gefahr einer weiteren Herabstufung des Ratings. Die höheren Coupons entschädigen dieses zusätzliche Risiko nicht.
Unser Fazit: Wir empfehlen dieses Segment in den kommenden Monaten zu meiden.
Emerging Markets Anleihen (EM)
EM bieten einen Renditeaufschlag für ein höheres Ausfall- und Währungsrisiko. Durch die robusten Fundamentaldaten und die Erwartung, dass es nicht zu einer schweren Rezession kommt, wird diese Anlageklasse unterstützt. Die höheren Coupons dieser Anlageklasse entschädigen den Anleger für das höhere Risiko. EM Anleihen profitieren von der Erwartung, dass es nicht zu einer tiefen Rezession kommen wird und Lockerungen der Pandemiepolitik in Asien. Darum können sie künftig attraktive Erträge im Vergleich zum Risiko bieten.
Unser Fazit: Wir erachten es für risikoreichere Anleger interessant, in EM in Hartwährungen zu investieren. Um das Risiko des Ausfalls zu reduzieren, sollten ETFs in Betracht gezogen und die Kreditqualität genau geprüft werden.
Mimi Haas, Lic.rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: Market Map, Bloomberg und F&W
Stand 17.07.2023
Währungen
Setzen die Nationalbanken den Zinserhöhungen bald ein Ende?
EUR/USD (20.07.2023: 1.12)
Der EURO hat einen Teil der Verluste von 2022 seit Jahresanfang weiter aufgeholt. Für die weitere Entwicklung des Währungspaares ist zentral, ob die FED die Zinsen bald anfängt zu senken oder ob Sie auf dem Weg der hohen Zinsen bleibt. Damit ist entscheidend, wie sich die Differenz der Zinsen ausgestaltet.
Unser Fazit: Wir erwarten, dass sich das Währungspaar einpendelt.
EUR/CHF (20.07.2023: 0.96)
Die EZB ist in ihrem geldpolitischen Straffungszyklus hinter der FED. Die SNB dürfte eher weiterhin eine restriktive Geldpolitik verfolgen. Positiv für den CHF ist weiterhin der wertvolle Status einer Zufluchtswährung in unsicheren Zeiten.
Unsre Fazit: Wir erwarten, dass sich das Währungspaar einpendelt.
USD/CHF (20.07.2023: 0.86)
Die Inflation in der Schweiz ist zwar auch im ersten halben Jahr 2023 angestiegen, aber trotzdem viel moderater als in den USA. Gründe hierfür sind, dass die SNB in der Pandemie, nicht wie die USA und die Eurozone, die Konjunkturstimulierung zu exzessiv angetrieben hat. So kam es in der Schweiz auch nicht zu einer völlig übertriebenen Aufblähung der Geldmenge bzw. der monetären Liquidität, wie in vielen anderen Ländern. Damit hat die Schweiz in den Jahren 2020 und 2021 weit weniger Inflationstreiber verursacht wie die Eurozone und die USA. Die Zinsspanne zwischen dem amerikanischen und schweizerischen Leitzins ist hoch und dies wird auch weiterhin im Jahr 2023 so bleiben.
Unser Fazit: Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung des USD zum CHF, ausser die Schweizer Nationalbank ändert Ihre Politik.
Mimi Haas, Lic.rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: F&W, Market Map und Bloomberg
Stand 17.07.2023
Öl
Die Nachfrage schwächelt
Trotz der Ankündigung von Saudi Arabien bzw. Russland, die im April beschlossenen Förderkürzungen von 1 Mio. Fass pro Tag bis in den August zu verlängern, bzw. die Exporte um 500'000 Fass pro Tag zu kürzen, bewegt sich der Ölpreis in den letzten Monaten seitwärts. Dies ist den ungewissen Wirtschaftsaussichten geschuldet und vor allem der Wachstumsschwäche in China. Die verhaltene Nachfrage balanciert das gedrosselte Angebot weiterhin aus.
Unser Fazit:
Wir erwarten weiterhin eine Seitwärtsbewegung bei Preisen zwischen 70.00 und 80.00 USD je Fass WTI Öl.
Dr. Patrick Huser, CEO
Quellen: F&W, MarketMap
Stand 17.07.2023
Edelmetalle
Edelmetall profitiert vom schwachen US-Dollar
Die Gold- (am 18.7.2023 bei USD 1’962/oz.) wie auch Platinkurse (am 18.7.2023 bei USD 989/oz.) haben in den letzten Tagen nach oben tendiert und zugelegt. Sie konnten von niedrigeren US-Beschäftigungszahlen als auch vom weiter schwachen US-Dollar profitieren. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die US-Notenbank in einen Lockerungszyklus übergeht, was in der Vergangenheit zu einer Belebung der ETF-Nachfrage und somit höheren Kursen geführt hat.
Unser Fazit: Neutral
Gold und Platin können weiterhin als Absicherung im Portfoliokontext genutzt werden und werden sich im Verlauf der kommenden Monate je nach Entwicklung von Wirtschaft und US-Zinsverlauf weiter positiv entwickeln.
Andreas Betschart, Business Manager
Quellen: UBS
Stand 17.07.2023
Begrifferklärungen
bbl: 1 Barrell = 158,987294928 Liter
Bp: Basispunkte
BIP: Bruttoinlandprodukt
BIZ: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist eine Internationale Organisation des Finanzwesens. Eine Mitgliedschaft ist Zentralbanken oder vergleichbaren Institutionen vorbehalten.
CAIB: Der CAIB basiert auf einer von Chefinvest entwickelten gewichteten Multifaktorberechnung, die anhand eines Scoringmodells laufend bewertet wird. Die Bandbreite beträgt -1 bis +1. Ein Minuswert deutet zukünftig auf eine höhere Wahrscheinlichkeit schwächerer Aktienrenditen hin und umgekehrt.
EM-Anleihen: Anleihen von Schwellenländern. Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist.
HY-Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen als BB+ oder schlechter eingestuft.
IG-Anleihen: Investment Grade Anleihen sind sämtliche Anleihen, die mit einer guten bis sehr guten Bonitätsnote (Rating) versehen sind. Als Investment Grade Bereich gelten die Rating Klassen AAA bis BBB-.
IHS Markit: Börsenkotiertes Dateninformationsdienstleistungsunternehmen
IWF: Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in den USA.
KOF: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
LIBOR: London Interbank Offered Rate ist ein in London an allen Bankarbeitstagen unter bestimmten Bedingungen ermittelter Referenzzinssatz, der unter anderem als Grundlage für die Berechnung des Kreditzinses heran-gezogen wird.
OPEC: Organisation erdölexportierender Länder (von englisch: Organization of the Petroleum Exporting Countries)
OPEC+: Die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman.
oz: Die Feinunze wird für Edelmetalle als Masseinheit verwendet und entspricht 31,1034768 Gramm.
Saron: Der Swiss Average Rate Overnight ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken.
Seco: Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft
Spread: Differenz zwischen zwei vergleichbaren ökonomischen Grössen
Tona rate: Der Tokyo Overnight Average Rate oder Japanese Yen Uncollateralized Overnight Call Rate ist ein unbesicherter Interbanken-Übernachtzinssatz und Referenzzinssatz für den japanischen Yen.
WTI: West Texas Intermediate. Hochwertige US-Rohölsorte mit einem geringen Schwefelanteil
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